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Copyright Basis-Bild: eco, Arthur D. Little
Smartes Heim, Glück allein?"Smart Home": Der Begriff hat es längst von Technikportalen in die Mainstream-Medien geschafft. Hersteller und Händler versuchen mit aller Kraft, die Hardware für das schlaue Haus an die – noch sehr skeptische – Kundschaft zu bringen. Ende letzten Jahres haben wir bereits Kundenwünschen und Schnittstellen nachgespürt. Im vorliegenden Report widmen wir uns zwei aktuellen Trends: dem Siegeszug der Sprachassistenten und dem Trend zu Vernetzungsplattformen.
Bevor wir uns aber dauerhaft einen Lauschsprecher ins traute Heim stellen, machen wir doch lieber erstmal einen kleinen Grundlagentest. Die Kandidatin: Amazons Alexa. "Hey Alexa, magst du Computerspiele?" ist eine recht simple Frage, mit deren Bejahung die KI bei uns dringend benötigte Sympathiepunkte sammeln könnte. Doch was müssen wir als Antwort aus dem klobigen Amazon Echo hören? "Ich bin mir leider nicht sicher." Ok, womöglich ist das ein Zeichen besonders ausgeprägter künstlicher Intelligenz, deshalb gleich weiter zur nächsten Frage: "Hey Alexa, was ist dein Lieblings-Computerspiel?" "Am besten finde ich World of Warcraft." Oha! Entweder ist Alexa richtig oldschool – oder aber nicht ganz up to date. "Hey Alexa, spielst du Fifa?", lautet unser letzter, schon fast flehentlich vorgetragener Versuch. "Für Hilfe zu dieser Frage gehen Sie zum Hilfe- und Feedback-Abschnitt der Alexa-App", kommt prompt als Antwort. Liebe Alexa, du kennst wirklich keine Gnade... Gesunder Maschinenverstand Die Beispiele zeigen: Es gibt eine Fülle von Smart-Home-Funktionen, bei denen Sprachassistenten richtig nützlich sein können. "Die Sprachsteuerung hat einen enormen Schub bekommen", sagt denn auch Nico Jurran, Redakteur der Computerzeitschrift c't. "Schon der alte Amazon Echo beherrschte Smart-Home-Basisfunktionen. Mittlerweile gibt es eine Plus-Variante, in dem bereits das ZigBee-Funkprotokoll integriert ist, sodass sich Lampen darüber direkt – ohne zusätzliche Bridge – steuern lassen." Will heißen: Wer einen Echo und die entsprechende Birne besitzt, hat die Befehlsgewalt über das Licht – und muss dafür auch keine kostentreibende Zusatz-Hardware installieren. "Die Leute sind ziemlich begeistert von den Sprachassistenten", beobachtet Jurran. "Sehr schnell haben Bastler Möglichkeiten gefunden, wie sie damit beispielsweise ihren Fernseher steuern konnten. Mittlerweile wurde die Betriebssoftware aber von den Anbietern selbst überarbeitet, sodass etwa Musikverteilung ab Werk unterstützt wird." Jurran prophezeit, dass etliche Hersteller von Audio-/Video-Receivern und Musikverteilanlagen ihre Geräte mit Alexa oder Google Home kombinieren werden. Generell dürfte die Sprachsteuerung bei immer mehr Smart-Home-Geräten Einzug halten – also auch bei vernetzten Haushaltsgeräten. Für einen Handelsriesen wie Amazon hat der Boom der Sprachsteuerungen gleich mehrere Vorteile. "Amazon weiß ja: Wer den Echo kauft, dem kann man beim nächsten Besuch vielleicht noch eine Hue-Lampe empfehlen", sagt Jurran. "Beim Echo Plus werden Sprachassistent und vernetztes Leuchtmittel bereits im Bundle angeboten."
Optimistische Prognosen Welche Bedeutung werden Sprachassistenten im Smart Home haben? Das wollen wir von eco-Geschäftsführer Harald A. Summa wissen. "Intelligente Sprachassistenten wie Alexa, Siri oder Google Assistant werden zum zentralen Bestandteil jedes smarten Zuhauses", so der Experte optimistisch. "Sie können deutlich mehr als die Temperatur und Beleuchtung einzustellen, denn externe Dienstleister entwickeln über Schnittstellen ständig neue Skills. Die Kombination aus künstlicher Intelligenz und fortgeschrittener Spracherkennung trägt deutlich zum dynamischen Wachstum des Smart-Home-Marktes bei." Das mag tatsächlich so sein – doch anerkanntermaßen hat das Thema nach wie vor ein Vermittlungsproblem. Wie also lässt sich die hohe Komplexität im Smart-Home-Ökosystem reduzieren, so dass auch Endkunden besser durchblicken? "Die Wertschöpfung in Smart-Home-Ökosystemen ist sehr verflochten", räumt Summa ein. "Um ein Produkt End-to-End anbieten zu können, braucht es einheitliche und offene Systeme und Standards." Summa hofft, dass die zahlreichen Anbieter den Mut finden, einander mehr als Partner und weniger als Mitbewerber zu sehen. "Wenn hinter den Kulissen Klarheit herrscht, dann profitieren die Nutzer von leicht vernetzbaren Lösungen, die Bewohnern eines Smart Homes das Leben leichter machen", so der eco-Geschäftsführer.
Hindernisse bleiben
Grundsätzlich ist die Einführung neuer Protokolle immer ein steiniger Weg. "Die Mesh-Spezifikation ist nun schon vor einiger Zeit veröffentlicht worden, nun müssen sie alle Hersteller noch in ihren Chips umsetzen", so Jurran. "Und dieser Vorgang zieht sich in die Länge. Ich hatte eigentlich erwartet, dass Weihnachten 2017 schon die ersten Anbieter entsprechende Geräte haben. Doch mittlerweile ist klar, dass das wohl frühestens Weihnachten 2018 richtig losgeht." Smarte Plattform Nachholbedarf Derzeit arbeitet Conrad daran, das Thema stärker in die Filialen zu bringen. Kunden können sich vor Ort beraten und auch für Conrad Connect registrieren lassen. Als Omnichannel-Retailer will die Firma das Thema auch stärker in den Online-Shop einbinden. Dort sehen Kunden bereits, welche Produkte zu Conrad Connect kompatibel sind. In Zukunft sollen sie auch direkt am Artikel Projekte sehen können, die andere Kunden gebaut haben. Derweil wachse Conrad Connect sehr dynamisch, so Bös: "Wir haben bereits mehr als 120.000 Kunden auf unserer Plattform." Dass Conrad Connect recht einfach zu bedienen ist, davon konnten wir uns bei einem Test überzeugen. Doch wo gibt es eigentlich Berührungspunkte mit Computerspielen? "Im Bereich Gaming haben wir sehr leistungsstarke Hardware, die natürlich IoT ist", sagt Bös. "Ein Gamer möchte vielleicht auch, dass beim Start des Spiels automatisch ein Setup stattfindet – dass das Licht gedimmt wird, dass er ein Türsignal optisch statt akustisch bekommt und so weiter. Da sind alle möglichen Szenarien denkbar." Fazit: Wir werden also künftig nicht nur smart wohnen – sondern auch smart zocken. (feh) |
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