Die Chefetage: Torsten Oppermann, MSM.Digital

Im Herzen sei er schon immer Nerd gewesen, sagt Torsten Oppermann, der bereits in den späten 80ern bei der legendären ASM über Games geschrieben hat. Heute führt er mit MSM.Digital eine der größten Agenturen des Landes.
28. Januar 2022 - 13:12
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Torsten Oppermann, MSM.Digital

Wissen Sie noch auf den Tag genau, wann Sie Ihren ersten Job in der Games-Industrie angetreten haben? Torsten Oppermann weiß es: 11. Mai 1992. Denn direkt zum Start seiner Karriere als PR- und Produkt-Manager bei SEGA wurde der langjährige Spieletester ins kalte Wasser geworfen und musste bei Radio Hamburg eine Live-Sendung bestreiten. Es sollten unzählige weitere einprägsame Erlebnisse folgen – etwa ein Jahr später die Pressetour zu Sonic 3 mit der britischen Pop-Band Right Said Fred. Oder die Berliner IFA 1995, wo er als Marketing Director den SEGA-Saturn-Launch organisierte („Mega aufregend!“). Kurzum: Oppermann war über Jahre hinweg DAS Gesicht von SEGA in Deutschland. Im Anschluss wechselte er zu Hasbro Interactive – zunächst als Leiter der deutschen Filiale, später nach London. Zwischendurch baute er das USA-Geschäft von Computec Media auf, das allerdings Opfer des Dot-Com-Crashs wurde – ein Einschnitt, auf den er im Rückblick gerne verzichtete hätte.

Unmittelbar danach, nämlich ab 2001, ging er selbst unter die Gründer: Mittlerweile dürfte es nur noch wenige internationale Spielehersteller geben, die nicht zu irgendeinem Zeitpunkt mal auf der Kundenliste von Torsten Oppermann standen – bei seinen Agenturen Indigo Pearl (gemeinsam mit Reza Abdolali), Delasocial oder seit 2018 bei MSM.Digital. Die Hamburger betreuen mit über 100 Mitarbeitern eine große Zahl prominenter Kunden, von Amazon und Bandai Namco über Warner und Electronic Arts bis hin zu Microsoft und Samsung.

Ganz unterschiedliche Themen und Herausforderungen sind es, die seine Mandanten derzeit umtreiben – Influencer-Marketing, Social-Media-Kampagnen, klassische PR oder Retail- und Channel-Marketing Lösungen wie Displays am POS. Von der Games-Industrie können andere Branchen lernen, so der Experte: „Es ist halt selten aufgesetzt. Ganz im Gegenteil zu so manch anderer Influencer-Kampagne einiger Direct-2-Consumer-Marken etwa aus dem Beauty-Bereich, die ich immer wieder auf Instagram sehe.“

Eines hätten all seine Projekte gemeinsam: „Es wird immer digitaler und messbarer. Und das ist gut so“, betont Oppermann. „Und wir müssen auch immer mehr darauf achten, insbesondere die Standards der Multinationals einzuhalten – etwa mit Blick auf Datensicherheit oder Datenschutz. Deswegen sind wir zum Beispiel auch bereits dabei, die entsprechenden ISO-Zertifizierungen durchzuführen. Im Übrigen ein enorm aufwendiger und kostspieliger Prozess, aber dadurch erhöhen wir auch unsere Wettbewerbsfähigkeit auf internationalem Parkett.“

Zu seinem Job gehört es, für seine Kunden das Gras wachsen zu hören – wo stehen wir in fünf Jahren? „Wow, wenn ich so ein guter Glaskugelschauer nur wäre – dann hätte ich bereits 1998 all mein Geld in Apple investiert. Und kurz danach bei den Google- und Facebook-IPOs...“ Beim Thema virtuelle Welten à la Metaverse ist Oppermann eher zurückhaltend, doch Game-Streaming werde in jedem Fall ein großes Thema werden – allein schon deshalb, weil man nicht mehr „die ganzen Devices mit der Riesenpower benötigt“. Außerdem geht er davon aus, dass Virtual Reality von Augmented Reality überholt wird – solche Mixed-Reality-Varianten werden „vielleicht schon fast so leicht sein, wie die heutige Amazon-Alexa-Brille mit der Audio-Verbindung zu Alexa“. Auch mit Blick auf die hiesige Games-Branche ist er positiv gestimmt: Denn trotz gelegentlicher Unkenrufe seien hierzulande coole Unternehmen gegründet und von globalen Playern gekauft worden, so dass deren Spiele-Marken weiterleben. Als Beispiele nennt er Blue Byte (Thomas Hertzler), Sunflowers (Adi Boiko) oder jüngst astragon (André Franzmann/Dirk Walner).

„I am Digital. I am Game.“ – so lautet das Motto des Vollblut-Unternehmers, der in seiner Freizeit gerne reist (Thailand, Malaysia, Singapur, Mallorca) und mit seiner Familie am liebsten auf dem Wasser unterwegs ist. Gibt es denn auch Momente und Phasen, in denen jemand wie er auf analog umschaltet? „Im Herzen war ich schon immer Nerd. Und ich liebe alles, was es an Technik gibt. Ich muss auch alles Neue an Games, Tech und Gadgets unbedingt ausprobieren. Aber mittlerweile schalte ich zum Beispiel ganz bewusst mein Handy ab oder blockiere E-Mails. Wir haben ja zwei elfjährige Kinder – und bei denen ist sämtliche Nutzung von digitalen Devices zum Beispiel über Familienaccounts streng limitiert. Da achte ich ganz bewusst drauf und gelte da im Freundeskreis auf der einen Seite als der coole Dad mit den Games und Gadgets, aber auch als der strenge Papa, der für die anderen Väter immer checkt, wenn die Kids zu viel daddeln oder was heimlich am Smartphone gemacht haben.“ Das käme dann nicht immer so gut an: „Dann sind eher die anderen Väter meine Fanboys und nicht mehr die Kids – bis zum nächsten Game von mir zumindest...“ (pf)