„Schon ein wenig speziell“ sei das, war er seit Dezember beruflich macht, räumt Lars Janssen ein – nichts, was man in einem Satz erklären könne. Auf seiner Koch-Media-Visitenkarte steht nämlich neuerdings Vice President Worldwide Studios & Talent – zuvor war er zwei Jahre lang Director Studio Relations. „Im Kern geht es darum, dass ich als Teil des Managements den Führungsteams in unseren Studios überall auf der Welt dabei helfe, Hindernisse aus dem Weg zu räumen.“ Janssen kümmert sich zum Beispiel um die Vernetzung der 1.400-köpfigen Belegschaft und darum, Mitarbeiter langfristig zu entwickeln und in Zeiten des Fachkräfte-Mangels zu halten – gerade mit Blick auf die Folgen der Pandemie. „Alle Studios stehen dabei vor ähnlichen Herausforderungen, nämlich den für sich und die eigene Kultur besten Weg zu finden, auch künftig erfolgreich oder noch erfolgreicher zusammen Spiele zu entwickeln. Da geht es dann um Bürokonzepte, flexibles Arbeiten, Gehaltsgerechtigkeit, Feedbacksysteme und vieles mehr.“
Und natürlich muss er dafür Sorge tragen, dass Koch Media als Arbeitgeber attraktiv bleibt: „Wir stehen in einem massiven internationalen Wettbewerb um gute Leute und mit unserer traditionell eher vertriebsorientierten DNA haben wir da sicherlich noch Einiges zu tun, unsere Attraktivität weiterzuentwickeln und sowohl nach innen wie auch nach außen angemessen zu transportieren.“ Da schadet es nicht, wenn die Hamburger Tochter Deep Silver Fishlabs mit Chorus den Deutschen Computerspielpreis abräumt, wie im April geschehen: „Auch wenn der DCP außerhalb von Deutschland in seiner Strahlkraft eingeschränkt ist, wirkt sich so ein Preis auch auf die Wahrnehmung von Partnern im B2B-Bereich aus. Und: Wir haben seitdem ein deutlich gestiegenes Volumen an guten Kandidatinnen und Kandidaten für unsere offenen Stellen bekommen.“
Auch eines seiner beruflichen Highlights hat mit dem Computerspielpreis zu tun: Denn 2019 trafen sich Branche und Nominierte am Vorabend der Verleihung im Kanzleramt. Ursprünglich sei nur ein Get-Together geplant gewesen – Merkel wollte eventuell „mal kurz vorbeischauen“. „Dass sie dann am späteren Abend eine ganze Zeit länger blieb und sich mit den Gästen aus der Games-Branche durchaus angeregt bei dem ein oder anderen Gläschen Müller-Thurgau unterhielt, war dann auch für mich etwas Besonderes. Es hat mich auch ein wenig stolz gemacht, dass meine Arbeit als Vorstandsmitglied im game-Verband einen kleinen Teil dazu beigetragen hat, dass so etwas mittlerweile stattfinden kann.“
Wer Janssens Werdegang verfolgt, weiß, dass ihm das Thema Charity besonders am Herzen liegt. Was treibt ihn an? „Ich kann mich glücklich schätzen, eine wundervolle Familie zu haben, die mich stets unterstützt. Auch was meine berufliche Entwicklung angeht, kann ich mich glaube ich nicht beklagen. Es ist aber nicht allen Menschen gleichermaßen vergönnt, so dass ich gerne dort helfen möchte, wo ich es eben kann. Aus diesem Grund heraus habe ich zum Beispiel bei Travian Games, aber auch privat das Ambulante Kinderhospiz München unterstützt, weil ich deren Arbeit für extrem wichtig halte. Insbesondere, wenn man dann selbst sieht, welchen positiven Unterschied das eigene Engagement macht – zum Beispiel jüngst bei der Unterstützung von Flüchtenden aus der Ukraine – macht mich das glücklich und es ist ein Weg 'Danke' zu sagen für das, was man selbst erreicht hat.“
In der Tat ist Janssens Laufbahn beeindruckend: Vor seinem Wechsel zu Koch Media war er fast neun Jahre beim Münchener Entwickler Travian Games beschäftigt, wo er vom Product Manager zum CEO aufstieg. In dieser Zeit hat er den Umbau von einer „sehr deutsch-geprägten Unternehmenskultur hin zu einem diversen Team mit Expertinnen und Experten von überall auf der Welt“ gesteuert. Das nötige Rüstzeug für diese Aufgabe hat er sich (auch) mit Games antrainiert. Denn insbesondere World of Warcraft hat ihn seit Launch begleitet: „Als Gilden- und Raidleiter habe ich wohl mehr über Führung gelernt als in weiten Teilen im beruflichen Umfeld. Ich war Ehe- und Beziehungsberater, Community Manager, virtueller medizinischer Ersthelfer und vieles mehr – vor allem aber habe ich darüber Freunde gefunden, mit denen ich bis heute den Kontakt halte.“
Besonders eng ist der Draht nach Texas, das sich für Janssens Familie zur zweiten Heimat entwickelt hat: „Auch wenn wir generell gerne in die USA reisen, haben wir uns in den Süden verliebt. Es gibt keinen anderen Ort, wo ich mich so sehr wie ich selbst fühle und es würde mich nicht wundern, wenn es uns auch eines Tages eher langfristig dorthin verschlägt – Longhorn-Ranch inklusive. Bis dahin ist Bayern aber auch sehr schön.“ Dort widmet er sich mit großer Hingabe dem Thema Smart Home – es gäbe kaum etwas in seinem Haus, das er noch nicht „irgendwie versmartet und automatisiert“ habe: „Wenn also ein Leser irgendeine Spezialfrage zum Zusammenspiel verschiedener Beleuchtungssysteme, Heizkörperthermostate und Sprachassistenten hat, dann immer gerne her damit.“ (pf)