Bigben Week 2023: Nacons Spiele und Zubehör-Highlights

Frühsommer in Paris: Das Leben pulsiert auf den Straßen, die Cafés sind voll und der Duft von frischen Croissants liegt in der Luft. Während Einheimische und Touristen das schöne Wetter genießen, trifft sich die Gaming-Branche im Herzen der Seine-Metropole zur Bigben Week. IGM war dabei und durfte einige der kommenden Spiele- und Hardware-Highlights ausprobieren.
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Der Cercle D’Aumale war Veranstaltungsort der diesjährigen Bigben Week

Bereits zum sechsten Mal lud Bigben Interactive Ende Mai Branchenvertreter und Medienschaffende zur hauseigenen Messe „Bigben Week“ ein, um Produkte vorzustellen, Trends zu diskutieren und neue Kontakte zu knüpfen. Auf insgesamt 1.700 Quadratmetern, verteilt auf drei Etagen, präsentierten 50 Aussteller Neuheiten aus den Bereichen Software, PC-, Konsolen- und Smartphone-Zubehör sowie Audio und Smart Home. Mit dabei waren unter anderem auch die Spieleentwickler-Studios Daedalic, Hekate und Teyon.
 
Einen idyllischeren Ort hätten die Verantwortlichen für die Präsentationen kaum wählen können: Obwohl nah am pulsierenden Zentrum gelegen, zeigt sich der Cercle D’Aumale unbeeindruckt von der Hektik der Hauptstadt. Umgeben von alten Steingebäuden liegt der ehemalige private Musikclub hinter einem unscheinbaren blauen Eingangstor in einer malerischen Seitenstraße. Schon im grünbepflanzten Innenhof machte sich eine entspannte Atmosphäre breit, die sich durch die gesamte Veranstaltung ziehen sollte. Ankommende Gäste wurden sofort mit Erfrischungen und Leckereien begrüßt. Vorbildlich: Bigben ist auch bei den aktuellen Ernährungstrends auf der Höhe der Zeit und servierte neben traditionellen französischen Häppchen und Mini-Burgern eine große Auswahl an vegetarischen und veganen Gerichten.

 

Auch bei den aktuellen Ernährungstrends auf der Höhe der Zeit

 

Großes Software-Line-up mit namhaften Lizenzen
Im Mittelpunkt standen dieses Jahr die Spieleentwicklungen von Bigbens Software-Marke Nacon. Nacon CEO Laurent Honoret hob im Gespräch mit IGM einige Highlights hervor. „Im Vergleich zum Vorjahr haben wir deutlich mehr Software im Angebot“, so Honoret. „Insgesamt befinden sich derzeit knapp 50 neue Spiele in Entwicklung und mit Gollum und RoboCop haben wir zwei Titel mit starken Lizenzen im Programm.“

Mit „Der Herr der Ringe: Gollum“ aus dem Hause Daedalic feierte eines der am heißesten erwarteten Nacon-Spiele noch während der Messe Premiere. Das Action-Adventure rund um den zwiespältigen Antihelden erschien am 25. Mai 2023 und wurde mit einer Release-Party in einem kleinen Club abseits des Veranstaltungsortes gefeiert. Die Motto-Party war aufwendig im Stil von Tolkiens Welt dekoriert und hielt die Gäste mit einem Quiz bei Laune: Wer insgesamt fünf Rätsel der verkleideten Elben, Halblinge und Zauberer lösen konnte, hatte die Chance, bei einer Verlosung „den einen Ring“ zu gewinnen.
 
Wie es nach der Veröffentlichung von „Gollum“ mit der „Der Herr der Ringe“-Lizenz bei Nacon weitergeht, ließ Honoret offen: „Natürlich wären wir an einem weiteren Spiel in diesem Universum interessiert. Aber im Moment konzentrieren wir uns auf die Veröffentlichung von Gollum und sprechen anschließend mit den Lizenzgebern darüber, was noch möglich ist.“ Inzwischen ist klar: Daedalic wird eine Fortsetzung unter dem Arbeitstitel „It’s Magic“ entwickeln.
Derzeit stehen aber andere Projekte im Vordergrund. Nacon nutzte die Bigben Week, um kommende Titel aus dem AA-Bereich in Hands-on-Form vorzustellen. Mit dabei waren das Horror-Adventure „Ad Infinitum“ des deutschen Studios Hekate, „RoboCop: Rogue City“ vom polnischen Entwickler Teyon sowie der Koop-Brawler „Gangs of Sherwood“ von den belgischen Appeal Studios.

Psycho-Horror aus Deutschland: Nichts für schwache Nerven!
In „Ad Infinitum“ schlüpfen wir in die Rolle eines traumatisierten Weltkriegsveteranen, der nicht mehr zwischen Realität und Wahn unterscheiden kann. Das narrative First-Person-Horror-Adventure will Spieler auf einer psychologischen Ebene mitreißen. Statt mit roher Waffengewalt müssen Konfrontationen hier allerdings mit Köpfchen und starken Nerven gemeistert werden. Im Verlauf der Geschichte wechseln wir zwischen verschiedenen Schauplätzen. Neben dem Familiensitz des Protagonisten spielen dabei auch die Schützengräben des Krieges und surreale Welten irgendwo zwischen Raum und Zeit eine wichtige Rolle. Zwischen den Rätselpassagen kommt es immer wieder zu Schockmomenten, die Panik auslösen sollen. Der Spieler trifft auf übermächtige Kreaturen und muss der Gefahr entkommen oder sie auf andere Weise überwinden.

Visuell und akustisch leistet Hekate hervorragende Arbeit. Beim Anspielen fühlten wir uns sofort in die düstere Villa hineingezogen. Knarrende Dielen, flackernde Kerzen und undefinierbare Stimmen sorgen für überzeugende Gruselstimmung am helllichten Tag. Trotz des ständig lauernden Terrors müssen wir mit offenen Augen durch das alte Anwesen gehen. Notizen, Tagebucheinträge oder seltsame Erscheinungen bringen uns währenddessen die tiefen Risse näher, die der Krieg in der Seele des Protagonisten und seiner Familie hinterlassen hat. Neben dem rein psychologischen Horror geizt das Erstlingswerk des Berliner Entwicklers auch nicht mit Schauwerten. Gewaltszenen und „Gore“-Momente sorgen für eine USK-18-Einstufung, wenn „Ad Infinitum“ am 14. September 2023 für PC, Xbox Series S/X und PlayStation 5 erscheint.

 

Überzeugende Gruselstimmung am helllichten Tag

 

Eine 80er-Jahre-Ikone kehrt zurück
Mit „RoboCop: Rogue City“ bringt das im polnischen Krakau ansässige Studio Teyon („Terminator Resistance“) eine Action-Ikone der 80er-Jahre zurück auf den Bildschirm. Dabei halten sich die Entwickler eng an die Filmvorlage aus dem Jahr 1987 und fangen die Atmosphäre von Regisseur Paul Verhoevens dystopischer Version der US-Automobil-Metropole Detroit perfekt ein. Hinzu kommen den Originalen nachempfundene Charaktermodelle und die Stimme von „RoboCop"-Darsteller Peter Weller.
 
Spielerisch präsentiert Teyon „RoboCop: Rogue City“ indes als geradlinigen Old-School-Shooter. Im Einstiegs-Level etwa hält eine terroristische Punker-Gang einen Fernsehsender als Geisel. Während wir uns durch die Etagen kämpfen, stellen sich uns zugegebenermaßen recht durchschaubar agierende KI-Gegner als Kanonenfutter in den Weg. Neben den reinen Action-Passagen bietet „RoboCop: Rogue City“ jedoch auch narrative Abschnitte und die Möglichkeit für optionale Nebenmissionen. Im Polizeihauptquartier etwa nehmen wir Anzeigen entgegen oder verteile Knöllchen an Falschparker – Ordnung muss sein!

Bislang wirkt „RoboCop: Rogue City“ noch wenig fordernd, macht dank knackiger Waffenhandhabung und viel Liebe zum Original aber dennoch viel Spaß. Wenn es Teyon bis zum Release im September 2023 gelingt, den Schwierigkeitsgrad weiter auszubalancieren und abwechslungsreiche Levels zu liefern, könnte „RoboCop: Rogue City“ auf PlayStation 5, Xbox Series X/S und PC durchaus ein Überraschungserfolg werden.

Robin Hood against the Machine
Mit der Neuauflage des Open-World-Pioniers „Outcast“ haben sich die Appeal Studios 2017 erste Sporen verdient. Nun beschreiten die Belgier mit „Gangs of Sherwood“ erstmals Multiplayer-Wege und präsentieren einen waschechten Koop-Brawler für bis zu vier Spieler. Der besondere Kniff: Die Entwickler interpretieren die Heldensaga um Robin Hood neu und versetzen sie in eine dystopische Steampunk-Welt. „Wir haben die klassische Geschichte um Sci-Fi- und Fantasy-Elemente erweitert, eine Mischung aus Robin Hood und Star Wars, wenn man so will“, erklärt Game Director Andrea Di Stefano. Das Gameplay erinnert an eine Kombination aus „Warhammer: Vermintide“ und dem auf schnelle Kombos fokussierten Kampfstil von „Devil May Cry“.

Spieler haben die Wahl zwischen Robin, Marian, Bruder Tuck und Little John, die in ihrer Grundausrichtung unterschiedliche Stile repräsentieren. Robin verkörpert den agilen Schützen, während Tuck als Haudrauf der Gruppe agiert. Im Laufe des Abenteuers können die Helden allerdings vollständig an den bevorzugten Spielstil angepasst und um zahlreiche Fähigkeiten erweitert werden. In linearen Levels kämpfen wir gegen unterschiedlich starke Gegnergruppen, lösen Umgebungsrätsel und messen uns mit kleinen und großen Bossen, die wir nur unter Einsatz der verschiedenen Fähigkeiten kleinkriegen. Das Third-Person-Actionspiel erscheint am 19. Oktober 2023 für PC, PlayStation 5 und Xbox Series S/X. Wer keine Lust auf Koop hat, kann sich auch als Einzelspieler durch die Schergenmassen des Sheriffs von Nottingham kloppen.

Neugierig machte darüber hinaus „ParadiZe Project“, ein onlinefähiges Zombie-Survival-Spiel von Eko Software aus Paris, bei dem wir mehrere Untote so manipulieren, dass sie uns im Open-World-Kampf gegen immer neue Hirnfresser-Horden tatkräftig unterstützen. Ein cooler Genre-Twist, der noch Ende dieses Jahres für Konsole und PC erscheinen soll.

 

Ein cooler Genre-Twist

 

Im Rahmen der Veranstaltung kündigte Nacon außerdem vier Games-Neuheiten an: Das Sammelkartenspiel „Asterix & Obelix: Heroes“ (September 2023), den Renn- und Routenplanungs-Simulator „Overpass 2“ (19. Oktober 2023) sowie das Einhorn-Rennspiel „Wildshade: Unicorn Champions“ und die fantasievolle Tierarzt-Sim „Animal Hospital“ – zwei familiengerechte Titel aus der Feder des Studios Tivola, die noch im Herbst 2023 auf den Markt kommen sollen. In allen Fällen sind Veröffentlichungen für Konsolen und PC geplant.

Neuer Xbox-Controller zum Kampfpreis
Neben Spiele-Highlights präsentierte Nacon natürlich auch kommendes Gaming-Zubehör. Eine der wichtigsten Neuheiten ist der offiziell von Microsoft lizenzierte Xbox-Controller EVOL-X. Technisch konzentriert sich der Controller auf das Wesentliche und verzichtet auf Schnickschnack. Vier Vibrationsmotoren sorgen für haptisches Feedback, das drei Meter lange USB-Kabel ist abnehmbar und der 3,5-mm-Klinkenstecker für den Anschluss von Headsets wurde extra verstärkt, um eine lange Lebensdauer zu gewährleisten. Der EVOL-X ist extrem leicht und fühlt sich trotzdem sehr hochwertig an. Große Aktionstasten, konkave Sticks und eine rutschfeste Oberfläche sorgen für sicheren Halt. Vor allem Spieler mit größeren Händen dürften an dem in sechs Farben erhältlichen Controller ihre Freude haben, wenn der EVOL-X im September 2023 in die Läden kommt. Mit einem Preis von nur 40 Euro hat er dabei das Potenzial, zu Nacons neuem Peripherie-Topseller zu werden.

„Es ist ein gutes Jahr für Nacon“, freut sich CEO Honoret. „Wir sind stolz auf das Erreichte, haben aber noch viel Arbeit vor uns“. Insgesamt werde Nacon bis zum Jahresende rund 25 neue Produkte auf den Markt bringen. Die Wohlfühloase Cercle D’Aumale könnte für Nacon also ein idyllischer Startschuss für ein erfolgreiches Weihnachtsgeschäft 2023 gewesen sein. (je/soe/bpf)

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