Karrierechance für Spielefans: Die Techniker Krankenkasse als IT-Arbeitgeber

Sie analysieren Spielsituationen, finden Lösungen, besitzen technisches Wissen und arbeiten gut in Gruppen zusammen: Gamerinnen und Gamer haben viele Fähigkeiten, die in der IT stark gefragt sind. Das macht sie auch für Arbeitgeber wie die Techniker Krankenkasse (TK) interessant: Deren IT-Team umfasst mehr als 850 Fachkräfte und entwickelt die gesamte hauseigene Krankenkassen-Software selbst. Einer aus diesem Team ist Vitali Chaiko. Der 31-Jährige fand von seinem Hobby Gaming in die IT – und von dort aus in die IT-Abteilung der TK. Ein Porträt.
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Vitali Chaiko

Vitali Chaiko erinnert sich noch gut an seine erste Spielkonsole. Er war damals fünf Jahre alt und seine Eltern kauften einen Sega Mega Drive 2. „Ich war sofort begeistert“, sagt Vitali. Auf der SMD2 konnte er Games wie Road Rash und Golden Axe spielen – beides sind heute absolute Klassiker. Kurz nach der Jahrtausendwende bekam Vitali dann einen Game Boy Advance, auf dem er vor allem Yu-Gi-Oh! spielte. „Meine Leidenschaft fürs Gaming hat sich dann später auf den PC verlagert“, erzählt Vitali. „Dort habe ich Spiele wie Starcraft, Warcraft und Diablo entdeckt.“ Doch das war nur der Anfang: Während seiner Schulzeit in Niedersachsen begeisterte sich Vitali für Werkzeuge, mit denen er Spiele selbst gestalten konnte – zum Beispiel das Programmier-Tool Scratch oder den Map Editor von Warcraft 3. „Damit begann meine Begeisterung für Software-Entwicklung“, berichtet er. Und fügt hinzu, wie sehr ihn auch heute noch die Technologie hinter modernen Spielen fasziniert: „Das sind oft hochkomplexe Software-Projekte und Innovationstreiber der IT.“

Fast forward
Heute ist Vitali Software-Entwickler bei der Techniker Krankenkasse in Hamburg: Sein Arbeitsschwerpunkt liegt auf dem Datenaustausch mit Arzt- und Zahnarztpraxen. „Ich erstelle Datenmodelle, entwickle performante Verarbeitungsalgorithmen und gestalte Benutzeroberflächen“, erzählt er. Der Weg zur TK führte ihn über mehrere Ausbildungs- und Berufsstationen. „Ich habe Medieninformatik studiert, weil ich unbedingt verstehen wollte, wie Computerspiele im Hintergrund funktionieren und wie man selbst welche entwickeln kann“, sagt Vitali. Während des Studiums in Tübingen jobbte er als Developer im Bereich Künstliche Intelligenz bei Bosch – was sein Faible für die Software-Entwicklung vertiefte. Auf den Medieninformatik-Bachelor in Tübingen ließ Vitali dann auch ein Informatik-Masterstudium am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) folgen. Weil er nach dem Studium unbedingt zurück nach Norddeutschland wollte, bewarb er sich bei der Techniker Krankenkasse – für die er nun seit 2018 arbeitet.

 

Wie das Lösen eines Rätsels im Spiel

 

Bei den Problemlösungsstrategien ähneln sich Gaming und IT stark, betont Vitali. „In vielen Games hat man begrenzte Ressourcen – zum Beispiel bestimmte Charakterwerte oder Ausrüstung –, und muss diese geschickt einsetzen, um Herausforderungen zu meistern.“ In der Software-Entwicklung sei es ähnlich, so der Experte: „Mit den begrenzten Mitteln einer Programmiersprache oder eines Frameworks eine effiziente Lösung zu finden, ist wie das Lösen eines Rätsels im Spiel.“ Genau diese Fähigkeiten kann Vitali in seine Tätigkeit bei der TK einbringen. Momentan arbeitet er an einem Backend für eine App namens „Vorsorgeplaner“. Diese App gibt den TK-Versicherten aktiv Vorsorgeempfehlungen und unterstützt sie beispielsweise bei der Impfplanung. Ein weiteres Projekt, an dem Vitali gerade arbeitet, ist das Redesign der Abrechnungsprüfung im Ärztebereich. „Dabei werden große Datenmengen von Abrechnungsfehlern zwischen der TK und den Kassenärztlichen Vereinigungen ausgetauscht“, schildert er. Für einen Datenbank-Spezialisten wie Vitali eine schöne Herausforderung.

Klarer Code
Doch wie sieht eigentlich ein typischer Arbeitstag für ihn aus? Wie kann man sich das Zusammenspiel im IT-Team konkret vorstellen? „Meistens beginne ich meinen Tag damit, dass ich meine E-Mails durchsehe und überprüfe, welche Termine anstehen – oder ob bei unserer Software alles reibungslos läuft“, erzählt Vitali. „Danach findet unser Team-Daily statt, in dem wir die Aufgaben des Tages besprechen.“ Der Rest des Tages sei dann flexibel gestaltbar, „da wir uns größtenteils selbst organisieren“. Häufig hat Vitali mehrere Meetings mit Fachkolleginnen und -kollegen, in denen sie neue Anforderungen und Aufträge besprechen. „Aber natürlich stehen auch laufenden Projekte, Bugfixes und neue Features auf meiner täglichen To-Do-Liste“, so der Entwickler. Sehr wichtig sei auch der regelmäßige Austausch darüber, was es in Sachen Software-Entwicklung Neues gibt. „Ein Highlight ist unsere Coding Standards AG, in der wir IT-intern über aktuelle Clean-Code-Methoden diskutieren.“ Das Ziel: Ein Programmiercode, der so gut lesbar und klar strukturiert ist, dass er von anderen Developerinnen und Developern unmittelbar verstanden und gepflegt werden kann.

Teamwork wird bei der Techniker Krankenkasse groß geschrieben – andernfalls könnte ein IT-Team mit 850 Mitgliedern auch wohl kaum funktionieren. Vitali schätzt die Arbeitsbedingungen bei der TK sehr. „Deadlines, die in Crunch-Zeiten und Stress ausarten, gibt es bei uns nicht“, lobt er. „Wir legen großen Wert auf vorausschauende Planung.“ Für einen IT-Spezialisten wie Vitali ist die TK als Arbeitgeber gleich aus mehreren Gründen attraktiv. Dazu zählen für ihn „eine flexible 35,5-Stunden-Woche mit Home-Office-Optionen, ein konkurrenzfähiges Gehalt, zusätzliche Urlaubstage und die Möglichkeit, einen Teil des Gehalts oder der Urlaubstage für eine längere Auszeit anzusparen“. Besonders die flexiblen Arbeitszeiten und das Home Office sind für Vitali unverzichtbar, denn: „Dadurch habe ich Zeit für meine Doktorarbeit, die ich über Künstliche Intelligenz und Social Media schreibe.“ Auch seine privaten Termine kann Vitali dank der flexiblen Arbeitszeiten gut koordinieren. Zum Beispiel, wenn er seine Hobbys Radfahren und Bouldern pflegt.

 

Ich habe jedes Jahr die Möglichkeit, Schulungen zu besuchen

 

Zahlreiche Benefits
Besonders begeistert ist Vitali davon, wie die TK berufliche Weiterentwicklung fördert. „Ich habe jedes Jahr die Möglichkeit, Schulungen zu besuchen, die mich interessieren“, sagt er. „Außerdem gibt es zahlreiche IT-interne Austauschformate, zum Beispiel Runden zum Thema Software-Testing.“ Auch sonst bietet die TK ihren Mitarbeitenden zahlreiche Benefits. Unter anderem sind das 30 Tage Urlaub im Jahr, eine betriebliche Altersvorsorge, vermögenswirksame Leistungen sowie ein Lebenszeitarbeitskonto, bei dem angesparte Arbeitszeit in eine bezahlte Freistellung oder einen früheren Ruhestand umgewandelt werden kann. Weitere Benefits sind Zuschüsse zum Deutschland-Jobticket und auch die Möglichkeit, ein steuerlich gefördertes Dienstfahrrad – das „TK-Jobrad“ – zu beziehen. Das innerbetriebliche Gesundheitsmanagement wird bei der TK ebenfalls groß geschrieben – zum Beispiel durch Betriebssportgruppen, in denen die Mitarbeitenden gemeinsam einen sportlichen Ausgleich zum Alltag finden.

Vitali Chaiko ist nun seit 2018 bei der TK. Die Unternehmenskultur seines Arbeitgebers sei die eines agilen, wenig hierarchischen Unternehmens – nicht so wie man sich eine typische Krankenkasse vorstellt, sagt er. „Der Großteil duzt sich, Papierberge gibt es in den Büros nicht.“ Ganz grundsätzlich sieht Vitali die Gesundheitsbranche in einem rasanten Wandel, hervorgerufen durch die zunehmende Digitalisierung. „Es gibt eine Vielzahl von Apps und smarten Geräten, die Menschen unterstützen können“, sagt er. „Künstliche Intelligenz wird in den kommenden Jahren eine immer wichtigere Rolle spielen, da im medizinischen Bereich viele Daten und Anwendungsfälle existieren.“ Vitali sieht die TK hier sehr gut aufgestellt; als Beispiel nennt er die TK-App, die Versicherten viel Papierkram erspart. „Insgesamt hat das deutsche Gesundheitswesen beim Thema Digitalisierung noch Nachholbedarf“, gibt der IT-Spezialist zu bedenken. „Hier muss politisch und strukturell noch einiges passieren, damit die TK ihre Schnittstellen zu den Partnern im Gesundheitswesen optimal nutzen kann, um damit die Versorgung der Versicherten effizienter zu gestalten.“

 

Viele meiner Kolleginnen und Kollegen sind ebenfalls Spielefans

 

Etwas bewegen
Wenn es um Wandel und Zukunftsthemen geht, blickt Vitali häufig auch in Richtung Games. „Viele Spiele sind für mich Kunstwerke, die wichtige moralische Fragen aufwerfen“, sagt er. Besonders inspirierend seien für ihn Games, die sich mit dystopischen Zukunftsszenarien auseinandersetzen – zum Beispiel Deus Ex und Cyberpunk 2077. „Sie erinnern daran, dass wir in der IT die Technologien immer auch unter moralischen und ethischen Gesichtspunkten betrachten müssen“, betont Vitali. In seinem Job bei der TK geht es ihm auch darum, etwas bewegen und verändern zu können: „Mir ist es wichtig, dass die Software, die ich entwickle, einen echten Mehrwert für die Menschen bietet.“ Zum Beispiel besagte Projekte, die den Versicherten personalisierte Vorsorge- und Impfempfehlungen bieten.

Seinen Weg vom Hobby-Gamer zum IT-Experten würde Vitali genau so wieder gehen. Anderen Spielefans rät er, es ihm gleichzutun – und ohne zu zögern in die IT einzusteigen. „Viele meiner Kolleginnen und Kollegen sind ebenfalls Spielefans“, berichtet er. Wer spiele, sei ja ohnehin schon digitalaffin – und habe dann unzählige Einstiegsmöglichkeiten, nicht nur in der Software-Entwicklung. „Die IT ist riesig und vielfältig“, bringt Vitali es auf den Punkt. „Da ist für jeden etwas dabei!“

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