Zwischen Cloud, KI und Kultmarken: Die nächste Konsolen­generation

So schnell vergehen fünf Jahre! Im Herbst 2020 erschienen mit der Xbox Series X|S von Microsoft und der PlayStation 5 von Sony die Vertreter der neunten Konsolengeneration – mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Während sich die PlayStation 5 bis Ende Juni 2025 weltweit über 80 Millionen Mal verkaufte, liegt die Xbox Series mit geschätzten 33 Millionen verkauften Einheiten deutlich dahinter.
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Bild: Asus
Der Handheld-PC ROG Ally von Asus unterstützt Microsofts Xbox- und Game-Pass-Dienste und zeigt die enge Kooperation der beiden Unternehmen im mobilen Gaming-Bereich
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Zu Beginn hatten beide Konsolen mit Lieferengpässen zu kämpfen. Dadurch wurde der anfängliche Hype gedämpft und die Lebenszeit der Vorgängermodelle verlängert. Mit etwas Verzögerung erreichen die Xbox Series und die PlayStation 5 nun ihren Höhepunkt. Im Durchschnitt dauern Konsolengenerationen fünf bis sieben Jahre, dann werden sie abgelöst. Kein Wunder also, dass inzwischen immer mehr Rufe und Spekulationen über die nächste Evolutionsstufe des Konsolen-Gamings laut werden.

Sony und Microsoft: Der Konsolenkrieg endet
Die Rivalität zwischen Microsoft und Sony ist – zumindest emotional betrachtet – so alt wie das Gaming selbst. Doch der früher so gern verwendete Begriff des „Konsolenkriegs“ hat an Schärfe verloren. Das liegt vor allem am Aufweichen der Konsolenexklusivität. So sind etwa Xbox-Spiele wie „Sea of Thieves“ oder „Grounded“ für die PlayStation 5 erschienen und vormals exklusive PlayStation-Spiele wie „Helldivers 2“ oder „The Last of Us“ wurden für den PC umgesetzt und laufen somit innerhalb der Microsoft-Infrastruktur von Windows.

Bereits die aktuelle Xbox-Generation zeichnet sich durch ihre Vielseitigkeit aus. Es geht nicht mehr allein darum, ein bestimmtes Gerät zu besitzen. Vielmehr dreht sich alles um ein eigenes Ökosystem, in dem verschiedene Produkte genutzt werden können. Microsoft lancierte zu diesem Zweck die „This is an Xbox“-Kampagne und machte damit deutlich, dass die Xbox eher eine Plattform als ein spezifisches Gerät ist. Genau diesen Weg wird man mit der nächsten Konsolengeneration noch stärker beschreiten.

 

Eher eine Plattform als ein spezifisches Gerät

 

Ein Indiz hierfür ist die im Juni 2025 bestätigte Zusammenarbeit zwischen Microsoft und AMD. In der Pressemitteilung zu dieser langfristigen Partnerschaft heißt es unter anderem, dass „AMD zukünftig gemeinsam mit Microsoft Silizium (also Computerchips, Anm. d. Red.) für eine ganze Reihe von Geräten entwickeln werde – darunter zukünftige hauseigene Konsolen und Cloud-Lösungen.“ Im gleichen Atemzug bekräftigt man aber auch die Pläne eines voranschreitenden Multiplattformansatzes: „Dabei geht es darum, für euch eine Gaming-Plattform zu schaffen, die euch überallhin begleitet – sodass ihr die Spiele, die ihr wollt, auf verschiedenen Geräten und an jedem Ort spielen könnt. So bieten wir euch ein Xbox-Erlebnis, das nicht an einen einzelnen Store gebunden oder auf ein bestimmtes Gerät beschränkt ist“, erklärt Sarah Bond, Präsidentin von Xbox, im veröffentlichten Statement. „Deshalb arbeiten wir eng mit dem Windows-Team zusammen, um sicherzustellen, dass Windows die Nummer-Eins-Plattform für Gaming ist.“

Das bedeutet konkret: Neben leistungsstarken Chipsätzen wird Microsoft auf Cloud- und KI-Anwendungen setzen und diese noch stärker in die Hardware integrieren. Als Basis für die „Xbox Next” könnte Windows dienen. Sogar die Einbindung der Spieleplattform Steam soll möglich sein. Sony hingegen setzt vor allem auf die Weiterentwicklung der eigenen Marken und der Hardware selbst. Die lokale Konsole bildet dabei den Mittelpunkt des Konzepts. Auch hier dreht sich zunächst alles um leistungsstärkere Hardware sowie die verstärkte Integration KI-gestützter Funktionen wie Raytracing oder Upscaling-Technologien, um ein möglichst intensives Gesamterlebnis zu schaffen. Im Vergleich zur Xbox Next wird die PlayStation 6 stärker auf diese eine Plattform hin entwickelt, was für Sony ein technischer Vorteil sein könnte. Interessant dürfte zudem Sonys Markenstrategie ausfallen: Franchises wie „The Last of Us“, „Twisted Metal“ oder „Gran Turismo“ konnten zuletzt große Erfolge im Entertainment-Sektor feiern. Dieser Aspekt dürfte auch im Zuge der Weiterentwicklung der Marke PlayStation eine wichtige Rolle spielen.

 

Sogar die Einbindung der Spieleplattform Steam soll möglich sein

 

Darüber hinaus geistern weiterhin Meldungen über ein mögliches PlayStation-6-Handheld mit dem Codenamen „Canis“ durch das Internet. Nach dem gescheiterten Experiment mit dem Streaming-Device PlayStation Portal könnte Sony den mobilen Sektor also noch einmal auf eigene Faust in Angriff nehmen. Microsoft veröffentlichte zuletzt mit dem Xbox ROG Ally ein in Kooperation mit Asus entstandenes Handheld. Dieses ist jedoch in seiner Infrastruktur eher ein mobiler PC und besitzt somit Plattformen wie das Steam Deck als Konkurrenten. Für die Xbox Next, die PlayStation 6 und einen möglichen PlayStation-Handheld werden derzeit Release-Termine für 2027 oder 2028 spekuliert.

Nintendo: Der Plan geht auf!
Nintendo ist und bleibt Nintendo. Die am 5. Juni 2025 erschienene Nintendo Switch 2 verkauft sich trotz des vergleichsweise hohen Verkaufspreises von 469,99 Euro und des eher mauen Start-Line-ups um „Mario Kart World“ wie geschnitten Brot. Aktuellen Informationen zufolge verkaufte sich die Handheld-Konsole allein im ersten Monat weltweit fünf Millionen Mal. Laut jüngsten Bloomberg-Berichten wird Nintendo die von Analysten geschätzten 17,6 Millionen verkauften Geräte bis zum Ende des Geschäftsjahres 2024/25 mühelos übertreffen. Nintendo soll laut jüngsten Meldungen die Produktion sogar noch einmal angekurbelt haben. Schließlich will das Unternehmen zum Weihnachtsgeschäft noch einmal mächtig durchstarten.

Wie geschnitten Brot

 

Kurzum: Während sich Microsoft und Sony in den kommenden Jahren um die „Next Generation“ streiten müssen, kann sich Nintendo weiterentwickeln und seine wachsende Kundenbasis mit reichweitenstarken Exklusivproduktionen wie „Pokémon Pokopia“ sowie mit Third-Party-Umsetzungen wie „007 First Light“ bedienen. Mit einer Nintendo Switch 3 ist in den nächsten fünf bis sieben Jahren nicht zu rechnen, wohl aber mit einer aufgewerteten Version. Eine Variante mit verbessertem OLED-Bildschirm scheint, ähnlich wie schon bei der ersten Switch-Generation, mehr als wahrscheinlich. Dies ist zum jetzigen Zeitpunkt allerdings reine Spekulation. Leaks oder Andeutungen seitens Nintendo gibt es dazu nicht.

Eine Frage des Preises
Allerdings wird eine Frage die kommenden Konsolengenerationen weitaus mehr bewegen als Hardware-Leistung und Exklusivrechte: die Wirtschaftlichkeit. Bereits die PlayStation 5 und die Xbox Series wurden von steigenden Produktionskosten und Inflation kalt erwischt. Microsoft bot die Xbox Series S seinerzeit noch zum Kampfpreis von 299,99 Euro an, während die leistungsstärkere Xbox Series X 499,99 Euro kostete. Die PlayStation 5 kostete zum Start ebenfalls 499,99 Euro, die Digital Edition 399 Euro. Sowohl Microsoft als auch Sony mussten die Preise allerdings aufgrund der weltwirtschaftlichen Lage nach oben korrigieren. Es ist neu, dass Konsolen mit der Zeit teurer und nicht günstiger geworden sind.

Insofern müssen Kunden bei der kommenden Konsolengeneration wohl noch tiefer in die Tasche greifen – sowohl beim Kauf des Basisgeräts als auch beim Abschließen von Serviceleistungen rund um diese Plattform. Gerüchten zufolge plant Sony beispielsweise einen Preis von 600 bis 700 Euro für das Basismodell einer PlayStation 6 sowie von etwa 800 Euro für eine hochwertigere Variante. Da die aktuelle PlayStation 5 Pro allerdings bereits für 799 Euro in die Läden kam, erscheinen auch höhere Preise möglich.

Ein vorläufiges Fazit
Fakt ist: Das Konsolengeschäft hat sich geändert. Es geht um mehr als nur Hardware und Spiele. Entsprechend werden Zusatzservices sowie die Integration von Künstlicher Intelligenz und Cloud-Diensten für die nächste Konsolengeneration eine entscheidende Rolle übernehmen. Exklusivspiele werden auch weiterhin ein Anreiz für Core-Gamer sein. Gleichzeitig wird es wichtiger denn je sein, bestehende Marken im Mainstream zu platzieren – sei es über Filme, Serien, Mobile-Ableger oder sonstige Kooperationen im Entertainment-Sektor. In Zukunft werden sich die Hersteller zudem breiter aufstellen als je zuvor. Denn das Geschäft mit dem Spielspaß ist längst über den heimischen Fernseher hinausgewachsen. (ob/bpf)

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