IGM-Serie „Urgesteine“: Marketpoint-Chef Peter Brücker

An seinen gamescom-Gemeinschaftsständen trifft sich die Branche – und das liegt nicht nur an den legendären Hotdogs: Marketpoint-Macher Peter Brücker hofft auf einen baldigen Re-Start des Messegeschäfts.
Image
Peter Brücker, Marketpoint

Um diese Jahreszeit herum wäre Peter Brücker gefühlt längst damit beschäftigt, hinreichend Mürbegebäck und Hotdogs einzulagern, die seinen Marketpoint in normalen Messe-Zeiten zu Hotspots im Fachbesucher-Bereich machen. Oder wie er es einmal gegenüber IGM formulierte: "Ich bin für die Salzstangen zuständig". Doch dieses Understatement wird seiner Verantwortung nicht ansatzweise gerecht – schließlich betreibt er bereits seit Games-Convention-Zeiten einen der größten Gemeinschaftsstände in der Business Area. Allein für Empfang, Catering, Messebar und Küche beschäftigte er zuletzt 50 Hostessen.

Schon im letzten Jahr war bekanntlich alles anders – und heuer auch: Erst Mitte März hat die Koelnmesse mit dem aktiven Vertrieb der Stellplätze in den Kölner Messehallen begonnen. Auf der Marketpoint-Website mahnt ein Countdown: Nur noch knapp 140 Tage bis zur gamescom 2021 – und immerhin noch 300 Tage bis zur Nürnberger Spielwarenmesse 2022. Auf beiden Leitmessen fungiert Brücker als Gastgeber für Aussteller wie Activision Blizzard, NBG, Logitech, Bigben, Disney, ak tronic und viele mehr. Ob und in welchem Umfang er diese Aufgabe auch in diesem Jahr übernehmen kann, hängt natürlich davon ab, wie sich die Pandemie in den kommenden Wochen entwickelt.

Gestern noch in der Garage, heute eine Yacht und morgen insolvent

Doch Brücker ist nicht nur Marketpoint-Macher, sondern zudem Geschäftsführer der AMS Neue Medien GmbH, die sich auf Merchandise-Produkte spezialisiert hast. Und weil er schon seit Jahrzehnten in der Branche tätig ist, hat er natürlich eine Menge erlebt und gesehen. "Den schönsten Moment kann ich nicht bestimmen. Die 90er und Anfang 2000er waren insgesamt eine Super-Zeit. Eine Branche im Aufbruch. Gestern noch in der Garage, heute eine Yacht und morgen insolvent. Branchenmessen wie ECTS, Games Convention, Spielwarenmesse, Retail Vision, CeBit, CeBit Home, Retail Summer und so weiter. Publisher, die Erfolge und neue Top-Produkte mit der Branche groß feierten. Was für eine tolle Zeit und danke an alle, die dieses ermöglichten, und dass ich manchmal mit dabei sein durfte." Natürlich gab es nicht nur erfreuliche Anlässe, sondern auch ungleich traurigere Momente: Brücker erinnert vor allem an Menschen, die nicht mehr unter uns sind – insbesondere "jene, die viel zu jung von uns gegangen sind wie Hans Grahl, Olaf Hemming, Rolf Duhnke, Ulf Brase, Holger Timm, Peter Kopp und einige mehr."

Positiv sei, dass sich die wirtschaftliche Größe der Projekte verändert habe, wovon natürlich auch der Marketpoint profitiert hat – gleichzeitig schmerzt ihn der Verlust der Bedeutung des Handels für die Games-Industrie. Doch Jammern ist Brückers Sache nicht – im Gegenteil wundert es ihn immer wieder, wie gerne Sachen schlechter geredet werden, als sie de facto sind. "Typisch deutsch", wie er findet. Bereut hat Brücker seine Laufbahn jedenfalls nicht, die Anfang der 90er als MediaMarkt-Abteilungsleiter begonnen hat, ehe er in den Vertrieb wechselte und 2005 schließlich die Marketpoint GmbH in Bielefeld gründete. Im Rückblick bezeichnet er es als glückliche Fügung, dass er als Gamer gestartet sei und mit seinem Hobby Geld verdienen durfte. Wie lange das umtriebige Urgestein schon dem Medium Games frönt, zeigt sich an seinem Lieblingsspiel: Colonial Conquest auf dem Atari ST, erschienen Mitte der 80er. Warum? "Weil es das erste Spiel war, was ich tage- und nächtelang durchgespielt habe. Zusätzlich muss ich Age of Empires 2 nennen: Wenn ich es nicht auf meinen PC gelöscht hätte, würde es meine Firmen wahrscheinlich nicht mehr geben." Brücker gesteht, dass er zuletzt wieder die Ultimate Edition von Age of Empires 2 auf seinem PC installiert habe – "leider", wie er hinzufügt. Nach ein paar Wochen habe er das Strategiespiel wieder deaktiviert: Er sei halt doch ‚trockener' Spieler.

Damit zumindest seine Stamm- und Stand-Gäste nicht auf dem Trockenen sitzen müssen, würde der Messeprofi von Herzen gerne so bald wie möglich wieder die Rolle des Gastgebers übernehmen. Und weil sich das offenkundig in der Business Area herumgesprochen hat, ärgert es ihn regelmäßig, dass "noch immer einige die Servicedienstleistungen von Marketpoint auf Messen umsonst in Anspruch nehmen wollen, obwohl sie nichts mit uns oder unseren Partnern zu tun haben." Sollte die gamescom 2021 vor Ort stattfinden dürfen, wird Brücker also ein waches Auge darauf haben, wofür er – neben vielem anderen – zuständig ist: die Salzstangen. (pf)

IGM 05/21
Digitaler Sport wird immer beliebter – und damit auch immer interessanter für Unternehmen, die junge Zielgruppen erreichen wollen. Im eSports engagieren sich…
Geschafft! Die Demoszene wird ins Unesco-Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Deutschland aufgenommen – als erste digitale Kulturform überhaupt. Dafür…
Zwei Ego-Shooter, ein Action-Abenteuer, ein Puzzlespiel, ein Survival-Erlebnis und ein waschechtes MMO – das Line-up kommender PlayStation-VR-Titel könnte…