Games in Afrika, Teil 2

55 Nationen, rund 1,3 Milliarden Einwohner: Afrika ist ein Gigant. Doch auf der Landkarte der weltweiten Games-Produktion ist es bislang nur punktuell vertreten. Das jedoch könnte sich bald ändern: Zwischen Kap Agulhas im Süden, den Galite-Inseln im Norden, Santo Antão im Westen und Mauritius im Osten entstehen immer mehr Firmen, die sich der Produktion, Veröffentlichung und Vermarktung von Games verschrieben haben. In Teil 1 unseres Afrika-Specials (IGM 03/2021) hatten wir bereits einige der wichtigsten Organisationen und Produktionsstandorte vorgestellt. Im vorliegenden zweiten Teil stellen wir regionale Initiativen, erfolgreiche Studios und wichtige Events vor.
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Wenn lilafarbener Nebel erscheint, wird es in Valorant gefährlich. Denn dann ist Astra nicht weit, die Kämpferin mit den übernatürlichen Fähigkeiten. In ihrer Astralform verteilt sie aus der Draufsicht lilafarbene Sterne auf der Karte – die sie dann wahlweise detonieren lässt oder als Gravitationsfalle nutzt. Als Repräsentantin der Controller-Klasse ist Astra seit dem 2. März in Valorant spielbar – und nicht nur wegen ihrer Kampfkünste eine Ausnahmeerscheinung. Riot Games zufolge ist die Kämpferin stark vom Afrofuturismus inspiriert: Also einer Ästhetik, die sich auch im Kino (u.a. Black Panther, Blade), in der Musik (Sun Ra, Janelle Monáe) und in der Literatur (Octavia E. Butler, N. K. Jemisin) wiederfindet.

Mehr Diversität
Vor allem aber bringt Astra kulturelle Vielfalt ins Spiel: Sie ist Ghanaerin, was unter anderem an ihrem Dialekt und ihrer Frisur erkennbar ist. "Seeing Astra in great style digging her Ghanaianess to the world in #valorant means everything to the growing African game industry", schreibt Eyram Tawia (vgl. IGM 03/2021) auf Twitter. "This may be the first ever well developed African character within a 5 on 5 AAA game." Tawia ist Vorsitzender der African Game Developers Association (AGDA) – und auch deswegen so stolz auf Astra, weil er Riot Games als local narrative consultant bei ihrer Erschaffung beraten durfte. Tawias eigenes Studio Leti Arts (Ghana/Kenia) hat mit dem Franchise Africa's Legends einen Kosmos afrikanischer SuperheldInnen erschaffen, die länderübergreifend kooperieren – von Ananse (Ghana) über Oya (Nigeria) bis hin zu Tolo Sagala (Mali). Leti Arts baut das Franchise sowohl mit Games als auch mit Comics aus. "Wir führen die nächste Welle der reichen afrikanischen Erzähltradition an", sagt Tawia.

Auch andere Studios setzen auf starke Geschichten und denkwürdige Charaktere, um die Kulturen Afrikas in Games zu transportieren. Das kamerunische Studio Kiro'o Games beispielsweise veröffentlichte 2016 das PC-Spiel Aurion: Legacy of the Kori-Odan. Hauptfigur des Action-RPGs ist Enzo Kori-Odan, Prinz von Zama, der vom Bruder seiner Verlobten Erine verraten wird – und sich gemeinsam mit ihr aufmacht, dem Usurpator das Handwerk zu legen. Schauplatz des Spiels ist nicht etwa Afrika, sondern der fiktive Planet Auriona. Allerdings fließen afrikanische Musik, Mode und Mythen in die Geschichte mit ein. "Wir wurden im Wesentlichen durch eine Crowdinvesting-Kampagne finanziert", berichtet Olivier Madiba, Gründer und CEO von Kiro'o Games. Heute hat das Studio mit Sitz in der kamerunischen Hauptstadt Yaoundé etwa 25 MitarbeiterInnen – und zwei neue Mobile Games im Portfolio: Zum einen Le Responsable Mboa, eine Satire auf die afrikanische Elitenbildung – und zum anderen Aurion: Kajuta Gem Fighters, ein kindgerechter Rätsel-Action-Mix. Darüber hinaus arbeitet Kiro'o Games auch noch an einem Comic aus dem Aurion-Franchise. In seinen Computerspielen will Olivier Madiba die Kultur Afrikas möglichst umfangreich darstellen: Durch typische Settings, Charaktere, Redensarten und Musik. "Unsere Spiele mögen unterschiedliche Herangehensweisen und Themen haben", sagt er, "aber die afrikanische Identität wird immer im Mittelpunkt stehen". Madiba berichtet, dass Games in der kamerunischen Gesellschaft noch keinen besonders großen Respekt genießen – sondern mehr als Zeitverschwendung und unnötige Ablenkung gesehen werden. Auch sei es nach wie vor schwierig, externe Investoren für ein Projekt zu finden. Vor Ort fehle es nach wie vor an einer games-spezifischen Ausbildung, an Kompetenzen im Personalwesen und an technischer Infrastruktur – genau das schrecke potenzielle Investoren ab. Die Finanzierung eines Spiels bezeichnet Madiba als "titanische Aufgabe, die Vorbereitung, Gelassenheit und Geduld erfordert. Du musst die Stärken deines Projekts kennen und wissen, was es einzigartig macht". Nur so könne man es auch verwirklichen.

Große Fortschritte
Auch George Ahere sieht afrikanische Studios vor zahlreichen Herausforderungen. Um tolle Games zu erschaffen, brauche man zunächst ein passendes Ökosystem, sagt der Mitgründer und CEO des kenianischen Studios Weza Interactive Entertainment. "Das erfordert Nachwuchskräfte und eine Finanzierung. Nachwuchskräfte wiederum benötigen Ausbildung und eine großartige Community, in der sie gedeihen und kreativ sein können." Ahere freut sich, dass es auf diesem Gebiet schon große Fortschritte gibt – zum Beispiel durch die zunehmende Vernetzung innerhalb der afrikanischen Developer-Community sowie durch neue Ausbildungsprogramme und Finanzierungsinitiativen. "Ein weiterer Faktor ist die Infrastruktur, die sich aber auch ohne direkten Einfluss der Games-Industrie weiterentwickeln wird", sagt Ahere. Weza Interactive Entertainment gibt es seit 2016, die offizielle Gründung war allerdings erst im Folgejahr. "2017 erhielten wir vom French Tech Ticket eine Förderung für unser erstes Projekt Mzito", berichtet Ahere. "Das ist ein Casual-Platformer für Mobilgeräte. Darin begibt man sich auf eine abenteuerliche Reise durch Afrika, um die schlafenden Löwen zu wecken." Momentan arbeitet Weza Interactive Entertainment an zwei neuen Projekten: Mzito Math, einem Mathe-Lernspiel für Kinder, und an Riziki, das die Mzito-Erzählung in einem anderen Genre fortsetzt – als Rhythmusspiel mit afrikanischer Musik. Beide Games sollen im kommenden Jahr erscheinen, benötigen aber noch Fördergelder.

Die afrikanische Identität wird immer im Mittelpunkt stehen

Alle Mzito-Spiele hätten eine gemeinsame Ausgangsfrage,  so Ahere: "Wie aktivieren wir das Potenzial von Afrika?" Ziel sei, "unsere Kultur authentisch zu vermitteln und unseren SpielerInnen zu ermöglichen, sowohl ihre traditionellen wie auch ihre zeitgenössischen Aspekte zu erkunden". Der Name der Hauptfigur, Mzito, stammt aus der Bantusprache Swahili und bedeutet so viel wie "gewichtig" – im Sinne von Potenzial, Kraft und Weisheit. Warum eine Diversifizierung der Spieleindustrie so dringend notwendig ist, erläuterte Ahere bereits 2018 in einem Interview mit gamesindustry.biz: Die Branche werde derzeit von westlichen Kulturen dominiert, speziell der europäischen und der US-amerikanischen. "Die afrikanische Kultur muss sich zeigen. Denn dadurch können mehr Menschen Afrika verstehen – das wird uns in ein neues Licht rücken." Afrikanische Gamer würden viel über die Welt lernen, indem sie spielen, sagt Ahere. Und umgekehrt könne das genauso der Fall sein. Das größte Potenzial sieht Ahere bei Mobile Games, weil immer mehr Menschen in Afrika Smartphones besäßen. Damit wachse auch der Bedarf nach lokalen Inhalten mit unmittelbarem Bezug zur Lebenswirklichkeit. Genau diese Nachfrage wolle sein Studio bedienen.

Wachsende Märkte
Mobil-Plattformen sind für das Wachstum der afrikanischen Games-Branche enorm wichtig – das bestätigen auch andere Akteure. Zum Beispiel Vic Bassey, Business Development Manager bei Raw Fury und seit 2019 Betreiber des Branchenportals Games Industry Africa (GIA). "Die Digitalisierung wird weiter Fahrt aufnehmen und durch die Pandemie noch zusätzlich beschleunigt werden", schreibt Bassey in einem Anfang des Jahres erschienenen GIA-Artikel. Afrika habe fünf der am schnellsten wachsenden Mobilmärkte. Außerdem werde die "African Continental Free Trade Area" (AfCFTA) den Kontintent bis 2030 zu einer der weltweit größten Freihandelszonen machen – und die Vernetzung von Unternehmen über Landesgrenzen hinweg intensivieren. Als Paradebeispiel für eine mobile Erfolgsgeschichte nennt Bassey die Firma Carry1st: Der südafrikanische Publisher, gegründet 2018, hat in mehreren Finanzierungsrunden mittlerweile 9,5 Millionen US-Dollar an Investorengeldern eingesammelt. Ende 2020 unterzeichnete Carry1st einen mehrjährigen Publishing-Vertrag mit dem äthiopischen Studio Qene Games, das Gebeta entwickelt, eine Digitalfassung des traditionellen Brettspiels Mancala. Im März 2021 unterzeichnete Carry1st einen weiteren Vertrag – und zwar mit dem schwedischen Studio Racketspel, das mit Casual-Titeln wie Dig This! bereits mehr als 100 Millionen Downloads erzielt hat.
 

Die Digitalisierung wird weiter Fahrt aufnehmen
 

Für gamesindustry.biz interviewte Bassey letztes Jahr die Carry1st-Mitgründerin Lucy Hoffman. "Wir haben die Firma gegründet, weil wir festgestellt haben, dass Konsumenten von Mobil-Inhallten in Afrika unterschätzt und nicht ausreichend bedient werden", so Hoffman. "Wir haben Carry1st gestartet, weil wir die nächste Milliarde Menschen, die in Afrika online geht, mit unterhaltsamen und fesselnden Inhalten versorgen wollen." Dabei sucht sich Carry1st unterschiedliche Partner: Zum einen international erfolgreiche Studios, die neue Märkte erschließen möchten – und zum anderen Indie-Studios, die ihre Inhalte weltweit vermarkten wollen. "In beiden Fällen finanzieren und managen wir die gesamte Benutzerakquise, die Monetarisierung und den laufenden Betrieb", so Hoffman. "Bei unseren Partnerschaften mit Indie-Studos kümmern wir uns um Produktentwicklung und economy design, so dass unsere Partner das volle Potenzial ihrer Games ausreizen können." Hoffman räumt im Interview mit gängigen Vorurteilen auf: "Die größte Fehleinschätzung ist, dass die Menschen in Afrika kein Geld für digitale Unterhaltung ausgeben werden. Wir bieten lokale Bezahloptionen, zum Beispiel mit Mobilgeld, Banküberweisungen oder lokale Bezahlkarten. Dabei haben wir herausgefunden, dass Players zu Payers werden – und zwar mit ähnlichen Wachstumsraten wie in stärker entwickelten Märkten, und mit ziemlich hohen Umsatzwerten." Die Haupthürden für eine Monetarisierung seien also weder ein Mangel an verfügbarem Einkommen noch ein Mangel an Appetit auf neue Inhalte, so Hoffman: "Wir glauben, es liegt vor allem am fehlenden Zugang."

Strategiewechsel
Untermauert wird der Mobile-Trend von der Produktpolitik bekannter Studios. Sowohl Leti Arts als auch Kiro'o Games begannen mit ambitionierten Projekten, vor allem für den PC. Mittlerweile setzen sie allerdings primär auf Spiele für iOS und Android – und differenzieren ihr Portfolio weiter aus, zum Beispiel mit Comics oder sogar eigenen Res­taurants. Derweil entstehen immer mehr afrikanische Publisher, die den Markt hervorragend kennen und lokalen Studios bei der Vermarktung ihrer Inhalte helfen. Neben Carry1st ist hier beispielsweise auch die kenianische Firma Ludique Works zu nennen, die Douglas Ogeto 2018 in Nairobi gegründet hat (vgl. IGM 03/2021). Ludique Works fördert nicht nur afrikanische Indie-Studios, sondern zählt auch zu den Gründungsmitgliedern des Africa Esports Championship, Afrikas führender eSports-Liga.

Was afrikanischen Studios in jedem Fall hilft, sind Sichtbarkeit und Vernetzung. Auf dem Kontinent gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von Festivals und Events, die für Aufmerksamkeit und Austausch sorgen. Wegen der Pandemie finden die allermeisten dieser Veranstaltungen momentan nur online oder hybrid statt. Gerade für kleine Studios ist das aber nicht unbedingt ein Nachteil, weil lange Anreisen und hohe Reisekosten entfallen. Zu den wichtigsten Events auf afrikanischem Boden zählen die Africa Games Week (Dezember), das Fak'ugesi Festival (Oktober/November) und Playtopia (Dezember), die alle in Südafrika stattfinden, dem wichtigsten Produktionsstandort der afrikanischen Games-Branche (vgl. IGM 03/2021). Das Pocket Gamer Connects Digital findet an wechselnden Orten in Nahost und Nordafrika (MENA-Region) statt, zuletzt in der jordanischen Hauptstadt Amman. Weitere Events mit Games-Bezug sind das Elektronikfestival Rage (Südafrika) und die Africa Comicade, die an unterschiedlichen Orten gastiert. Einen besonderen Stellenwert für Westafrika hat das Festival de l'Electronique et du Jeu video d'Abidjan (FEJA): In vorpandemischen Zeiten lockte es zuletzt rund 20.000 eSports-Fans nach Abidjan, den größten Ballungsraum der Elfenbeinküste. Organisiert wird FEJA von Paradise Game, dem führenden eSports-Franchise in Westafrika. Dessen Gründer und CEO Sidick Bakayoko zählt zu den Schlüsselfiguren der afrikanischen Spielbranche. So betreibt Paradise Game in Abidjan ein 1200 Quadratmeter großes Gaming-Zentrum, das nicht nur eSports und Casual Gaming bietet: Seit Herbst 2019 können SchülerInnen dort auch an Fortbildungen zu Computern, Robotik und Game-Design belegen.

Internationale Bühnen
Natürlich sind auch internationale Games-Messen ein wichtiger Ort, um afrikanische Studios zu vernetzen – und um ihren Spielen mehr Sichtbarkeit zu verleihen. Bei der Devcom 2018 gab es einen "Africa Corner", den Sidick Bakayoko organisiert hatte – und an dem zum Beispiel auch Weza Interactive Entertainment teilnahm. Dessen CEO George Ahere hat seine Spiele auch schon bei der Paris Games Week und der London Games Week präsentiert. Bei der gamescom 2019 war der Kontinent in der Indie Booth Arena sehr gut sichtbar – und zwar mit "Enter Africa". Das Netzwerkprojekt wurde vom Goethe-Institut in 15 Ländern der Subsahara-Region initiiert. "Können Spiele die Zukunft verändern? Wir sind davon überzeugt", sagt Stefanie Kastner vom Goethe-Institut Johannesburg. "Und darum geht es im Projekt Enter Africa. Es ermutigt Spiele-Entwickler*innen in Subsahara-Afrika, Spiele und spielerisches Denken als Werkzeuge zu nutzen, um tägliche Herausforderungen zu meistern." Für "Enter Africa" bildeten sich interdisziplinäre Teams aus Architektur, Stadtplanung, IT und Kunst, um gemeinsam 15 verschiedenen Location-based Games für Smartphones zu entwickeln. Darüber hinaus entstand auch ein analoges Brettspiel, das die Teams auf der gamescom präsentierten. Auch bei A Maze in Berlin war "Enter Africa" zu Gast. Um die afrikanische Spieleentwicklung auch weiterhin zu fördern, hat das Goethe-Institut – gemeinsam mit Spielfabrique – eine Koproduktionsplattform eingerichtet. Sie soll afrikanische EntwicklerInnen mit Studios in Deutschland und Frankreich zusammenbringen. Die Kooperation trägt auch bereits Früchte: Bethlehem Anteneh (Goethe-Institut Addis Abeba) – eine der Organisatorinnen von Enter Africa – hat gerade erst das Sostlab gegründet, um das Projekt LUtopia zu verwirklichen. LUtopia dreht sich um die Frage, wie die Zukunft im rheinland-pfälzischen Ludwigshafen aussehen könnte. Mit an Bord von Sostlab sind auch Dagmawi Bedilu (Regional Manager Enter Africa) sowie der Digitalberater Christoph Deeg.

Entwicklerinnen spielen in der afrikanischen Games-Branche eine immer größere Rolle. Mit ihrer 2019 gegründeten Plattform Prosearium.net will die sambische Spieleentwicklerin Sithe Ncube den Beitrag 1000 afrikanischer Frauen zur Games-Industrie dokumentieren: Zum einen durch Interviews, in denen die Entwicklerinnen ihre Erfahrungen schildern, zum anderen aber auch über einen Discord-Server, auf dem sich die Community vernetzt. Südafrika habe einen vergleichsweise hohen Anteil an Entwicklerinnen, sagt Ncube im IGM-Interview. "Speziell deswegen, weil Südafrika mehr Indie-Studios und eine längere Geschichte bei der Games-Entwicklung und Game-Design-Ausbildung hat." Ncube nennt drei Beispiele für herausragende Projekte: Erstens das Full-Motion-Video-Game der Südafrikanerin Bahiyya Khan, das ein Leben mit Borderline-Syndrom dokumentiert und bei den IGF Awards prämiert wurde. Zweitens das Spiel Ambi der Südafrikanerin Estelle Makhoba, ein Dungeon-Roguelike mit Schwerpunkt NPC-Interaktion. Und drittens Kawia's Adventure von den Naota Studios, die von den kenianischen Entwicklerinnen Lydia Mugure und Tabitha Karaba gegründet wurde. Das Spiel erzählt von der abenteuerlich-magischen Reise des Mädchens Kawia durch die ostafrikanischen Savannen. Naota Studios sind Teil der Sony Talent League, einer jährlich stattfindenden Förderinitiative des internationalen Publishers. Sithe Ncube betreibt derweil nicht nur Prosearium.net, sondern ist auch als Strategieberaterin für den Humble Black Game Developer Fund tätig – sie kommuniziert die Funding-Bedingungen auch gegenüber afrikanischen EntwicklerInnen. Zu den ersten afrikanischen Projekten, die Fördergelder von Humble erhalten haben, gehört beispielsweise das Afrofantasy-RPG Amma: Chronicles of Lost Stars von Joinplay Games (Kamerun).
 

Momentan wird die Games-Landschaft von westlichen Perspektiven dominiert
 

Afrofantasy-Setting
Twin Drums ist ein Musterbeispiel dafür, wie sich ein ambitioniertes Projekt mit vereinten Kräften umsetzen lässt. Das Studio wurde 2020 gegründet und hat Offices in Berlin und Accra (Ghana) sowie Freelancer in Nigeria. Ein rund zwölfköpfiges Team entwickelt The Wagadu Chronicles, ein Online- und Offline-RPG mit Afrofantasy-Setting. Twin Drums finanziert seine Arbeit nicht nur über eine Kickstarter-Kampagne, sondern wird auch vom "Underrepresented Founders Program" der Firma Riot Games unterstützt. Studioleiter Allan Cudicio schildert im IGM-Interview das Setting des Spiels: "Die ghanaischen Einflüsse auf The Wagadu Chronicles sind sehr stark. Viele Personen, die Bekleidung, die traditionellen Geschichten und sogar die Götter des Settings sind von den unterschiedlichen Kulturen des Landes beeinflusst." Dies sei aber nur ein kleiner Teil von Wagadu, so Cudicio: "Wir haben den Kreis auf viele weitere Kulturen der Sub-Sahara-Region ausgeweitet."

Der Twin-Drums-CEO plädiert für mehr Diversität in der Games-Branche. "Ein Computerspiel zu erschaffen, das afrikanische Kultur repräsentiert, kann eine sehr kraftvolle antikolonialistische Botschaft vermitteln", sagt er. "Momentan wird die Games-Landschaft von westlichen Perspektiven dominiert. Das hat zur Folge, dass Afrika in vielen Games entweder gar nicht vorkommt – oder falsch dargestellt wird. Das schadet nicht nur Afrikanern, sondern auch allen anderen. Denn es vermittelt ein falsches Bild der Realität und beschränkt die Bandbreite der menschlichen Kulturen, die wir erfahren können – und darüber hinaus verstärkt es auch noch den Rassismus." Gaming sei mittlerweile die größte Entertainment-Industrie, betont Cudicio. Mehr Diversität in Spielen könne deshalb auch einen gewaltigen Einfluss auf unsere Kultur haben. Aktuelle und künftige Projekte aus Afrika werden dazu beitragen, dem Kontinent und seiner Vielfalt mehr Geltung zu verschaffen. (Achim Fehrenbach)

IGM 07/21
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