PlayStation Now vs. Xbox Game Pass

Dank Netflix, Prime Video, Apple TV, Disney Plus, Sky Ticket und Co. können Film- und Serien-Fans bereits seit Längerem aus einer breiten Palette an Video-Streaming-Angeboten wählen. Im Gaming-Sektor wird der Trend hin zur Flatrate ebenfalls immer ausgeprägter. Platzhirsche sind dabei ganz klar Sonys PlayStation Now und Microsofts Game Pass. IGM hat die beiden Angebote verglichen und analysiert, wer wo die Nase vorn hat.
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© hobbitfoot/stock.adobe.com
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Los geht's mit PlayStation Now: Der Sony-Abo-Dienst startete – nach seiner Enthüllung auf der CES in Las Vegas – am 28. Januar 2014 in Nordamerika und ist seit dem 15. April 2016 auch in vielen EU-Ländern verfügbar. England folgte am 7. März 2015, Japan erst am 6. September 2017. Geschichtlich betrachtet ging Playstation Now aus Sonys im Sommer 2012 erfolgten, 380 Millionen Dollar schwerem Aufkauf von Gaikai hervor, einem Games-Streaming-Dienst, den David Perry, Rui Pereira und Andrew Gault bereits im November 2008 etablierten.

Hauptaugenmerk bei PlayStation Now liegt auf einer mittlerweile knapp 650 Einträge starken Spielebibliothek, die derzeit Titel aus insgesamt drei PlayStation-Generationen umfasst: PlayStation 2, PlayStation 3 und PlayStation 4. PlayStation-5-Spiele sind derzeit noch nicht via PlayStation Now verfügbar, dürften aber in Anbetracht der knallharten Konkurrenz früher oder später folgen. Während das Games-Portfolio in der Anfangsphase noch sehr überschaubar war, haben sich Auswahl und Aktualität über die letzten Jahre spürbar verbessert.

PlayStation-4-Fans zum Beispiel können derzeit aus vielen bekannten und teils auch noch recht aktuellen Hits wählen, darunter Favoriten wie "Borderlands 3", "Marvel's Avengers", "Ace Combat 7: Skies Unknown", "Streets of Rage 4", "Darksiders Genesis", "F1 2020", "Frostpunkt: Console Edition" oder "The Surge 2". Ähnlich wie bei Microsoft bei seinem Game Pass, unterscheidet auch Sony zwischen Spielen mit einem kontinuierlichen Zugriff und solchen, die über ein zeitliches Ablaufdatum verfügen. Ist das nach mehreren Monaten erreicht, verlässt das betroffene Spiel die Rotation und wird durch ein anderes ersetzt. Bandai Namcos Kampfjet-Spektakel "Ace Combat 7: Skies Unknown" ist beispielsweise nur noch bis zum 31. Mai 2021 Teil des Angebots, "Marvel's Avengers's" sagt am 5. Juli 2021 Lebewohl und mit dem Zugriff auf das Anime-Kampfspiel "Jump Force" ist am 2. August 2021 Schluss.

Die Praxis hat jedoch gezeigt, dass Sony die entsprechenden Titel schnell durch hochwertige Alternativen ersetzt und auch entsprechend zeitnah darauf hinweist – in jedem Fall im Interface der Konsole sowie auf der PlayStation-Now-Startseite im Netz. Allerdings bestätigten Ausnahmen die Regel. Auf der offiziellen Webseite findet man unter "Liste aller PS Now-Spiele" zwar eine tolle Gesamtübersicht samt Filterfunktion. Sieht man sich ein Spiel genauer an, fehlt das "Verfügbar bis"-Datum aber komplett. Ebenfalls wissenswert: Obwohl zuweilen auch Sony-eigene Titel aus der Rotation fallen, verzichten zahlreiche PS4-Publikumslieblinge ganz auf ein Ablaufdatum, darunter First-Party-Entwicklungen wie "inFamous: Second Son", "Nioh", "Horizon: Zero Dawn", "Bloodborne" oder "Detroit: Become Human".

Über 280 PlayStation-3-Spiele
Ähnlich stark aufgestellt ist Playstation Now in Sachen PS3-Spiele. Angefangen bei mehr als einem halben Dutzend "God of War"-Titeln und zahlreichen "Ratchet & Clank"-Ablegern über die ersten drei "Uncharted"- und "Killzone"-Teile bis hin zu Krachern wie "Fallout 3", "Resistance 3" oder "Red Dead Redemption" – hier wird wirklich einiges geboten. In der Summe zeigte die Suchmaske 284 PS3-Spiele (Stand: 13. Mai 2021). Wer also Sonys dritte Konsolengeneration verpasst hat oder Klassiker – ohne sie physisch zu sammeln – nachholen möchte, findet hier eine interessante Gelegenheit.
Teil des Portfolios sind außerdem 18 PlayStation-2-Titel. Diese Auswahl klingt zugegebenermaßen etwas mager, dafür beinhaltet sie einige schöne Klassiker. "Wild Arms 3" und "Dark Chronicle" etwa gelten bis heute als zwei der besten PS2-Rollenspiele. Und auch mit den ersten beiden Ablegern der Science-Fiction-Zerstörungsorgie "Red Faction", dem Horror-Spiel "Forbidden Siren" und den "Star Wars"-Games "Jedi Starfighter", "Bounty Hunter" und "Racer Revenge" kann man eine Menge Spaß haben. Dennoch auffällig: In letzter Zeit kamen so gut wie keine neuen PS2-Spiele hinzu. Um das Angebot auch für Retro-Interessierte schmackhafter zu machen, sollte Sony in diesem Punkt auf jeden Fall nachbessern.

Und wie schlägt sich PlayStation Now in technischer Hinsicht? Zunächst zum Streaming-Erlebnis: Dieses setzt neben einer PS4, PS5 oder einem Windows-PC (samt kostenloser PlayStation-Now-App und DualShock-4-Controller) einen Breitbandanschluss mit mindestens fünf MBit voraus, besser sind jedoch 20 bis 25 Mbit. Die daraus resultierende Erfahrung war in der Vergangenheit passabel, erfolgte aber in der Regel nur bei einer Auflösung von 720p, sprich 1280x720 Bildpunkten. Bei den meisten PS3-Spielen fiel dieser Aspekt nur bedingt ins Gewicht – bei PS4-Spielen hingegen schon. Umso mehr freut es, dass Sony die Streaming-Qualität Ende April 2021 endlich auf 1080p (1920x 1080 Pixel) hochgeschraubt hat. Das ist zwar immer noch nicht auf Augenhöhe mit Google Stadia für Pro-Abonnenten, aber doch eine deutliche Verbesserung. Wer mag, darf zudem sämtliche PS2- sowie einen Großteil der PS4-Spiele auf die Festplatte der PS4 oder PS5 herunterladen und dort dann in bestmöglicher Qualität erleben. Für PS3-Spiele bietet Sony diese Möglichkeit aus technischen Gründen leider nicht an – schade. Hingegen sehr kundenfreundlich gelöst ist der Umgang mit Spielen, die über einen Multiplayer-Modus verfügen. Um sie mit anderen zu erleben, ist keine zusätzliche PS-Plus-Mitgliedschaft erforderlich. Ergänzend dazu sammeln PlayStation-Now-Spieler ganz regulär Trophäen, die auch dann nicht verlorengehen, wenn man nicht mehr zahlender Abo-Kunde ist.
 

Plattformübergreifende Flexibilität

 
Stichwort Abo: Hier setzt Sony auf drei Mitgliedschaftszeiträume. Ein Monat kostet 9,99 Euro, das Drei-Monats-Paket 24,99 Euro und die Jahresmitgliedschaft 59,99 Euro, was umgerechnet das beste Preis-Leistungsverhältnis darstellt. Alle Abos verlängern sich nach Ablauf der Mitgliedschaft automatisch. Kündigt man, läuft das Abo zum Ende der Mitgliedschaft aus. Wer zunächst reinschnuppern möchte, kann dies im Rahmen einer siebentägigen Testphase tun.

Der Herausforderer: Xbox Game Pass
Und damit Ring frei für den Xbox Game Pass. Microsofts Abo-Dienst ging am 1. Juni 2017 offiziell an den Start und hat seitdem einen fast schon kometenhaften Aufstieg hingelegt. Stand Januar 2021 beläuft sich die Abonnentenzahl mittlerweile auf 18 Millionen Kunden. Hauptgrund für die hohe Attraktivität des Microsoft-Angebots ist zweifelsohne die gelungene Spieleauswahl, die nicht nur eine breite Auswahl an Genres abdeckt, sondern regelmäßig spannende Neuveröffentlichungen umfasst. Mitte März etwa sorgte Microsoft für Schlagzeilen, als man verkündete, dass die Xbox-Version von "Outriders" direkt zum Launch am 1. April 2021 via Game Pass spielbar ist. Nur drei Tage zuvor, am 12. März 2021, integrierte Microsoft 20 Hochkaräter aus dem Hause Bethesda. Die beiden "Dishonored"-Spiele, fünf "Doom"-Teile, drei "Fallout"-Ableger, vier "The Elder Scrolls"-Rollenspiele, drei "Wolfenstein"-Hits sowie "Prey", "Rage 2" und "The Evil Within" sind seither Teil des Gesamtpakets. Eine zeitliche Befristung entfällt, zumal Bethesda seit Kurzem zur Microsoft-Familie zählt und Microsoft alle studioeigenen Spiele nicht dem Rotationsprinzip zuordnet, das sonst gilt.

Nicht minder verlockend: Auch alle zukünftigen Spiele der Xbox Game Studios, wie etwa "Psychonauts 2" oder "Halo Infinite" werden automatisch in den Game Pass integriert – und zwar direkt ab dem Erstverkaufstag. Überhaupt lautet das Motto beim Game Pass ganz klar "Klasse statt Masse", auch im Indie-Sektor. Paradebeispiele hierfür sind Titel wie das 2D-Ninja-Abenteuer "Cyber Shadow", die Kult-Plattformer "Celeste" und "Dead Cells", der Roguelite-Hit "Children of Morta" oder der von nur einer Person entwickelte Millionenseller "Human Fall Flat". Dazu kommt eine Kooperation mit Electronic Arts, die ihrerseits Dutzende Spiele aus dem EA-Play-Katalog beisteuern (etwa "Battlefield V" oder "Star Wars Jedi: Fallen Order"). Derzeit allerdings nur für Käufer des Xbox Game Pass Ultimate sowie des Game Pass für PC. Ein Lob verdient sich der Game Pass darüber hinaus für die plattformübergreifende Flexibilität. PC- und Konsolenspieler können kompatible Titel stets lokal installieren und erhalten immer die technisch bestmögliche Version. Sofern ein Game-Pass-Spiel also bereits für Xbox Series X/S optimiert wurde, lädt die Konsole stets die Next-Gen-Version. Bei PlayStation Now ist das bekanntlich (noch) nicht der Fall.

Wer den Xbox Game Pass Ultimate nutzt und die Game-Pass-App in­stalliert, kann das Angebot außerdem via xCloud auf kompatible Android-Smartphones und -Tablets streamen. Das funktioniert im Praxistest recht zuverlässig und klappt in vielen Fällen sogar ganz ohne Bluetooth-Gamepad. Hintergrund: Knapp 60 Spiele verfügen bereits über ein vom Entwickler entworfenes Touchscreen-Overlay, das im Spiel benötigte Tasten über die eigentliche Spielgrafik legt. Für Nutzer von iOS-Geräten steht die Streaming-Funktion derzeit allerdings nur als Beta-Version für die Browser Safari, Chrome oder Edge zur Verfügung. Sofern man vorher eingeladen wurde. Dass Microsoft keine eigene App für iOS-Nutzer anbietet, liegt übrigens nicht an Microsoft, sondern an Apple, die dies im Rahmen der App-Store-Geschäftsbedingungen nicht gestatten.
 

Bis die App den Stream geladen hat, kann es ein Weilchen dauern

 
Tatsächlich bewerten könnten wir somit nur die Streaming-Qualität auf Android-Mobilgeräten. Resultat: Sofern die Internet-Leitung nicht durch ein weiteres Gerät stärker in Anspruch genommen wird, machen Spiele wie "Sea of Thieves", "New Super Lucky's Tale" oder "Crackdown 3" durchaus Laune. Bis die App den Stream geladen hat, kann es allerdings schon mal ein Weilchen dauern. Das kriegt Streaming-Konkurrent Stadia derzeit noch deutlich besser hin. Laut Microsoft wird man die Server im Rechenzentrum bis Jahresende allerdings von Xbox-Series-S- auf Xbox-Series-X-Hardware umrüsten, was dann wiederum geringere Wartezeiten und Raytracing-Support zur Folge hätte.

Alles in allem schnürt Microsoft mit dem Game Pass ein verlockendes Angebot, das preislich allerdings deutlich stärker zu Buche schlägt als PlayStation Now. Zum Vergleich: Ein Monat kostet in beiden Fällen 9,99 Euro. Während Sony danach Rabatte für Drei- sowie Zwölf-Monats-Abos gewährt, bleibt Microsoft eisern bei 9,99 Euro. Gleiches gilt für den Game Pass Ultimate, wobei hier die ersten drei Monate nur einen Euro kosten, alle weiteren dann 12,99 Euro. Auf zwölf weitere Monate gerechnet, kommt man so auf 155,88 Euro. Vorteil beim Game Pass Ultimate: EA Play und Xbox Live Gold sind Teil des Pakets. Besonderes für Xbox-Neueinsteiger, die in den letzten Jahren keine üppige Spielebibliothek aufgebaut haben, kann sich der Game Pass somit sehr schnell rechnen.

Fazit: Die Qual der Wahl
Egal, ob PlayStation Now oder Microsoft Game Pass – beide Spiele-Streaming-Dienste haben ihre Daseinsberechtigung und sind zuletzt immer attraktiver geworden. Sony punktet in erster Linie mit einem umfangreichen, drei Generationen umspannenden Spielekatalog, der sich seit Ende April endlich auch in 1080p streamen lässt – allerdings nur auf PS4, PS5 und PC. Streaming auf Mobilgeräte klappt weiterhin nicht. Dafür ist PlayStation Now preislich fairer aufgestellt, erlaubt Multiplayer-Duelle ohne die zusätzlichen Kosten eines PS-Plus-Abos und bietet eine Download-Option an – zumindest für PS2- und PS4-Spiele. Größter Nachteil bei PS Now: Im Vergleich zum Game Pass fehlen brandneue Blockbuster und eine breite Palette aktueller Indie-Spiele. Für den Game Pass spricht, dass sich Microsofts Angebot sowohl am PC, an der Konsole als auch auf Tablets und Smartphone nutzen lässt – bei immer mehr Spielen sogar mit maßgeschneiderter Touch-Steuerung. Zwar ist der Game Pass bei einer Gegenüberstellung der Kosten deutlich teurer, gleicht dieses Manko aber nicht zuletzt durch die Tatsache wieder aus, dass kommende Microsoft-First-Party-Spiele an Tag eins automatisch ins Portfolio integriert werden und dort dann in der Regel auch bleiben. Game-Pass-Nutzer können sich den Kauf kommender Microsoft-Kracher wie "Halo Infinite" und Co. somit sparen – zumindest, solange sie zahlende Abokunden sind. Die gute Nachricht für PlayStation-Fans: Sony scheint hinter den Kulissen bereits an einer Anpassung des PS-Now-Konzepts zu arbeiten. Spruchreif ist diesbezüglich allerdings noch nichts. (soe/bpf)

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