Prime Matter: Neues Gaming-Label von Koch Media

Prime Matter: Bereits im Juli 2020 sicherte sich Koch Media die Trademark an diesem Namen. Gut ein Jahr später ließ das Münchener Medienunternehmen die Katze aus dem Sack: Hinter Prime Matter verbirgt sich ein neues Gaming-Publishing-Label. Im Vorfeld der Electronic Entertainment Expo 2021 stellte man innerhalb einer digitalen Veranstaltung nicht nur das Konzept hinter der neuen Marke, sondern auch gleich eine ganze Reihe neuer Software-Titel vor.
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"Prime Matter" mag bei so manchem Assoziationen mit Amazon Prime wecken. Doch hinter dem Titel steckt kein Abo-Service oder Premium-Dienst, sondern ein moderner Publishing-Ansatz. Der Begriff "Prime Matter" bedeutet im Deutschen so etwas wie "Urstoff". Diese fiktive Materie ist zwar in sich stabil, besitzt aber keine feste Form und passt sich so stets der Umgebung an. "Genau das ist es, was wir auch mit dem neuen Publishing-Label erreichen wollen. Wir sind das Zuhause ganz unterschiedlicher Spielarten der Games-Entwicklung und -Vermarktung und passen uns bestmöglich an unsere Entwicklungspartner und Produkte an, um einen individuell maßgeschneiderten Vermarktungsansatz zu bieten und bleiben uns dabei im Kern doch immer treu", erklärt Geschäftsführer Dr. Klemens Kundratitz gegenüber IGM im Interview. Flexibilität und Wachstum lauten also die Zauberworte bei dem neuen Label von Koch Media.

Konflikte zwischen bereits bestehenden Marken wie Deep Silver und Prime Matter wird es laut Kundratitz nicht geben. Man trete nach außen hin voneinander unabhängig als Teil des Koch-Media-Firmennetzwerks auf, wodurch es in der Wahrnehmung zu keinerlei Überschneidungen kommen soll. Kundratitz sieht die Stärke von Koch Media schon immer in der Verbindung von lokaler Expertise mit globalem Wissen und strategischem Denken innerhalb der weltweiten Unit. Diesen Service biete man auch den weltweiten Partnern an. Zwischen den insgesamt fünf Publishing-Labels gebe es eine klare Trennung in der Zuordnung der Game-IPs und Studios. Trotz dieser Trennung sind aber die Möglichkeiten der Zusammenarbeit innerhalb des Netzwerks weiterhin gegeben.

Individuell maßgeschneiderter Vermarktungsansatz

Erweiterung des Entwickler-Netzwerks
Koch Media expandierte in den Vorjahren spürbar. 2019 kaufte das Unternehmen die in Prag ansässigen Warhorse Studios, die mit "Kingdom Come: Deliverance" ein bis heute sehr populäres Mittelalter-Rollenspiel auf die Beine stellten. 2020 kam für 137,2 Millionen US-Dollar Flying Wild Hog ("Shadow Warrior") aus Polen dazu. Der Trend der Expansion war also klar erkennbar.

Für Prime Matter setzt das Unternehmen nun auf eine Mischung aus bereits im Netzwerk etablierten "Legacy Studios" und neuen Entwicklern. Zehn neue Studios stoßen hinzu, darunter beispielsweise das in Kanada ansässige Blackbird Interactive, die schwedischen Starbreeze Studios ("Payday 3"), Saber Interactive ("World War Z") aus der Ukraine oder Myrkur Games aus Island.

Dr. Klemens Kundratitz erklärt im IGM-Gespräch die Optionen für die Zusammenarbeit zwischen Publisher und Entwicklern: "Prime Matter kann auf die volle Unterstützung der gesamten Koch-Gruppe zurückgreifen und damit auf einen großen Fundus an Erfahrung und Ressourcen. Das fängt bei einem einfachen Austausch unter internen und externen Entwicklungsstudios an, geht über Age-Rating-Support – und auch -Beratung – bis hin zu Publisher-Q&A, Producing, Lokalisierung und natürlich Marketing- und Life-Time-Unterstützung."

Mike Skupa, CEO von Brass Token und Creative Director des Action-Horrorspiels "The Chant", beleuchtet in der von IGM besuchten virtuellen Präsentation die Vorteile, die die Zusammenarbeit mit Prime Matter für das Studio brachte. "Mit einem Label zu kooperieren, das sich auf die Fahne schreibt, neue Spiele mit einer Vielzahl an Entwickler und Stilen zu etablieren, war eine große Motivation und Inspiration für uns." Skupa hebt hervor, dass Prime Matter die Reichweite für das Projekt erhöhen werde und die notwendigen Ressourcen bereitstellt, um "The Chant" auf die nächste Stufe zu bringen. Er lobte zudem die Zusammenarbeit und das Feedback, das dabei half, das Spiel in kurzer Zeit stark zu verbessern.

Mit Prime Matter möchte man sich daher nicht auf eine klassische Publishing-Strategie festlegen, sondern diese vielmehr individuell an die Produkte und deren Entwickler anpassen. Kundratitz ist der Überzeugung, dass es nicht immer der Triple-A-Mainstream-Ansatz sein muss, der zum Erfolg führt. Stattdessen will man mit Prime Matter für jedes Spiel die richtige Zielgruppe mit dem Perfect-Match-Studio und der Vision des Entwicklerteams zusammenbringen. Der Koch-CEO führt diesen Punkt weiter aus: "So kann ein Produkt auch Early-Access- oder Kickstarter-Unterstützung erhalten bis hin zu Live-Ops-Support und Post-Launch-Monetarisierung. Aber gleichzeitig können wir die gesamte Stärke der Gruppe als globaler Publisher für unsere Spiele in die Waagschale werfen."

Die gesamte Stärke der Gruppe in die Waagschale werfen

Vielfältiges Line-up
Das im Zuge der Ankündigung von Prime Matter vorgestellte Line-up bietet wenig verwunderlich eine wahre Wundertüte unterschiedlichster Gameplay-Ansätze und Spielkonzepte. Neben bereits bekannter Marken wie etwa "Payday 3" (Release: 2023) oder dem bereits im August 2021 erscheinenden Strategie-Rollenspiel "King's Bounty 2" stachen in der Präsentation aber vor allem einige bislang unangekündigte Titel hervor. Allen voran sicherlich "Echoes to the End" von Myrkur Games aus Island. Zwar befindet sich das Action-Adventure noch in einer frühen Entwicklungsphase, beeindruckt aber mit detailreichen Charakteren und interessanter Geschichte. Auch das Third-Person-Spiel "Scars Above" der Mad Head Studios – in der Präsentation anlässlich der Enthüllung von Prime Matter als "Alice im Wunderland trifft Aliens" beschrieben – zeigt viel Potenzial. Kampf, Charakterentwicklung und das Erforschen einer unbekannten, offenen Spielwelt wirken stimmungsvoll und qualitativ hochwertig umgesetzt.

Andere Titel, die während der Vorstellung auffielen: Das bereits angesprochene Horror-Actionspiel "The Chant", das Soulslike-Science-Fiction-Game "Dolmen" und das Action-Rollenspiel "The Last Oricru", das sogar mit einem Splitscreen-Modus daherkommt. Dass zu Projekten wie dem neuen "Painkiller", "Encased", "Gungrave G.O.R.E." oder "Final Form" kaum Material vorgestellt wurde, scheint angesichts der Fülle unterschiedlicher Genres und Titel verschmerzbar. Die Message der Veranstaltung ist klar: Maximale Software-Vielfalt dank eines globalen Netzwerks aus großen und kleinen Studios.

Streaming als neues Marketing-Zugpferd
Nicht nur beim Publishing geht Koch Media für Prime Matter neue Wege, auch in Sachen Außendarstellung setzt man nach den pandemiebedingten Einschränkungen des vergangenen Jahrs verstärkt auf Online-Marketing. "Ich denke, es wird zu einer hybriden Form kommen. Vor-Ort-Events, der persönliche Kontakt mit Medien und Fans sind einfach wichtig. Dass wir solche Themen digital erweitern, sollte für uns als Branche doch nur natürlich sein", stellt Kundratitz fest. Obwohl man auf diese liebgewonnenen und sinnvollen Traditionen nicht verzichten werde, wird gerade das Streaming eine wichtigere Position innerhalb der Planungen einnehmen.

Das Streaming und der direkte Austausch mit der Community sind für Prime Matter somit absoluter Kern in der perspektivischen Ausrichtung. Man wolle hier neue Wege gehen und erweitert zu diesem Zweck die Möglichkeiten vor Ort. "Vergangenes Jahr wurde die erste Mitarbeiterin zur offiziellen Streamerin und ein eigenes Streaming-Studio im Firmensitz in Planegg eingerichtet. (…) Ein eigenes Studio, eigene, junge und motivierte Mitarbeiter*innen und tolle Partner, die bereit sind, diesen Weg mit uns zu gehen, erlauben es uns, das Streaming bestmöglich in die Kampagnen mit einzubauen", führt der Koch-Geschäftsführer aus. Regelmäßige Streams sollen nicht nur aktuelle Spiele in den Mittelpunkt rücken, sondern der Community auch immer wieder die Möglichkeit bieten, kommende Titel vor Release zu begutachten. Allerdings möchte sich Kundratitz nicht darauf festlegen, wie groß die Rolle sein wird, die das Streaming schlussendlich in den Kampagnen spielen werde. Das hänge seiner Meinung nach zu stark von der Zielgruppe und den Produkten selbst ab.

Koch Media will mit Prime Matter ganz offensichtlich andere Wege gehen, neue Marken wie "Echoes to the End" oder "Scars Above" etablieren und zugleich bestehende Brands wie "Payday 3" optimieren. Ein ambitioniertes Unterfangen, das das Label aber angesichts der bereits investierten Ressourcen in den kommenden Jahren zu einem überaus wichtigen Player am Markt machen könnte. (ob/bpf)

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