Wer nach Beiträgen jüngeren Datums von und mit dem General Manager Nintendo DACH googelt, wird verblüfft sein: Wie viele Topmanager tritt auch Bernd Fakesch eher selten in der Öffentlichkeit auf. Meist lässt er seine Mitarbeiter im Rampenlicht glänzen. Denn: "Drei Dinge sind mir besonders wichtig: erstens das Team, zweitens das Team, und drittens das Team!". 70 Köpfe zählt sein Geschäftsbereich – elf davon mit Personalverantwortung.
Seit 2004 ist der promovierte Betriebswirt für Marketing und Vertrieb der Nintendo-Hard- und Software in Deutschland verantwortlich, damals noch von Großostheim aus. Später kamen Österreich und die Schweiz hinzu. Konkrete Umsatzzahlen für diese Märkte nennt Nintendo nicht. Doch auch ohne Blick in die Geschäftsberichte ahnt man, dass es läuft: Mehr als eine halbe Milliarde Euro hat Nintendo in der DACH-Region zuletzt umgesetzt.
Vor seinem Wechsel zum japanischen Videospielriesen steuerte Fakesch das Osteuropa-Geschäft des Musik-Labels BMG: "Ich konnte in der Entertainmentbranche bleiben, ich kannte die Herausforderungen und es hat mich gereizt, die Gesamtverantwortung für ein gesundes Unternehmen mit internationaler Firmenkultur zu übernehmen." Nach wie vor sei Nintendo "eine Multi-Kulti-Firma, und zwar eine, in der Multi-Kulti gelingt", analysiert Fakesch. "Da Nintendo Deutschland seinen Sitz im selben Gebäude hat wie das Headquarter von Nintendo of Europe, sind hier immer viele Nationalitäten unterwegs. Die ganze Welt in einem Haus! Auch die Kantinen und die Gastronomie um uns herum sind klasse. Man kann hier bestens indisch, koreanisch oder italienisch essen gehen. Mein Favorit: Suppe oder Salat im ‚Suppenglück' gleich um die Ecke." Dort lässt sich auch das besichtigen, wofür er bei Kollegen und Geschäftspartnern berüchtigt ist: "Ich fürchte, sie halten mich alle für einen wahnsinnig langsamen Esser."
Seit Beginn der Pandemie muss Fakesch auf Suppenglück verzichten, denn die Zentrale in Frankfurt-Niederrad befindet sich im Home-Office-Modus – was "wirklich gut funktioniert". Die Mitarbeiter würden es mögen und auch er habe es schätzen gelernt. "Nach Corona würde ich gerne einen Mix beibehalten: zu 50 Prozent im Büro und zu 50 Prozent von zu Hause aus arbeiten." Er selbst ist an ein bis zwei Tagen pro Woche im Büro. Auch am heimischen Laptop pflegt Fakesch gewisse Routinen: "Montags beispielsweise schaue ich mir die Zahlen und Berichte der Vorwoche an, dienstags stehen oft internationale Meetings auf dem Programm und am Mittwoch viele interne Meetings. Die Taktung ist ziemlich hoch und die Themen variieren stark." Was ebenfalls gut klappt: Videokonferenzen statt Geschäftsreisen. "2020 ist tatsächlich das erste in mehr als 20 Jahren, in dem ich noch nicht ein einziges Mal geflogen bin."
Die ganze Welt in einem Haus!
Dabei war das Reisen einst sein größtes Hobby – beim Blick aus seinem Büro im 14. Stock würde ihm immer noch das Herz aufgehen. Denn dort hat er eine wunderbare Aussicht auf die Skyline von Frankfurt – ein Gefühl von ‚großer, weiter Welt' und Freiheit: "Wenn ich dann noch die startenden und landenden Maschinen des Frankfurter Flughafens sehe, packen mich hin und wieder doch das Fernweh und die Lust zu reisen." Heute stünden "ganz klar die Kinder im Mittelpunkt". Sehnsuchtsziele? "Island oder Skandinavien nördlich des Polarkreises würden mich extrem reizen. Ich möchte endlich einmal Polarlichter sehen!"
Dass ihm auffällig viele seiner Mitarbeiter seit vielen Jahren die Treue halten, hat Gründe. Fakesch achtet darauf, Stellen möglichst intern zu besetzen. "Das geht nicht in allen Fällen, weil die Hierarchien sehr flach sind. Trotzdem haben wir es in meiner gesamten Zeit bei Nintendo geschafft, die Spitzenpositionen mit guten Leuten von innen heraus zu besetzen." Seine Mitstreiter bezieht er in Entscheidungen ein, indem er ihnen Verantwortung überträgt: "Dadurch macht jeder Einzelne das Thema zur eigenen Sache. Von meinen Kindern habe ich gelernt, möglichst oft nach dem Warum zu fragen. Das ist in der Regel eine gute Eröffnung für fruchtbare Diskussionen." Sollte es einmal unterschiedliche Meinungen geben, überlässt er im Zweifelsfall der Führungskraft die Entscheidung – sofern sie davon überzeugt ist: "Aus eigenen Erfahrungen – auch aus eigenen Fehlern – lernt man am meisten. Nur bei Themen, die ich für ‚existenziell' halte, überstimme ich auch mal jemanden. Das kommt aber sehr selten vor und alle wissen dann auch, dass es mir wichtig ist."
Zwischenbilanz nach den ersten 16 Jahren Nintendo? "Ich bin auf nichts so stolz wie auf unser Team, auf die MitarbeiterInnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz und auf die Art, wie sie zusammenarbeiten." Der Erfolg von Nintendo Switch in allen drei Ländern käme nicht von ungefähr: "Unser Erfolg war und ist eine Teamleistung." (Petra Fröhlich)