Denkspiele: Bei diesen Games raucht’s im Oberstübchen

Mal keine Lust auf den nächsten Action-Hit oder den jüngsten Bombast-Shooter? Manchmal braucht selbst das effektverwöhnte Spielerhirn einen Tempowechsel. Denk- und Knobel-Games bieten umfangreichen Spielspaß ohne Hast, dafür aber Rätseln und Puzzles, die die grauen Zellen fordern.
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Das Genre der Denk- und Puzzlespiele besetzt auf Plattformen wie Steam oder dem PSN Store zwar eher eine Nische, trotzdem avancieren Top-Titel in diesem Bereich zu Kultspielen, die im Netz ebenso heftig gefeiert wie verteidigt werden. Besonders interessant: Die Gattung ist so facettenreich wie wenige andere Spielarten. Von 2D-Plattformern über Neuinterpretationen bewährter Knobelaufgaben bis hin zu innovativen 3D-Spielen ist hier alles erlaubt, was Spaß macht und die grauen Zellen zum Kochen bringt. IGM stellt fünf Titel mit Herz und Hirn vor, die man unbedingt kennen sollte.

The Witness
Erscheinungsjahr: 2016
Plattform: PC, PlayStation 4, Xbox One und Mobile
Entwickler: Thekla
Publisher: Thekla

Hinter dem Open-World-Rätselspiel „The Witness“ steckt kein Geringerer als Jonathan Blow. Der US-Indie-Entwickler war bereits beim 2008 veröffentlichte 2D-Puzzler „Braid“ federführend und setzte mit diesem Nach­folgewerk eine deutliche Duftmarke. Dabei verbindet er in „The Witness“ erneut eine un­nachahmlich schöne Spielwelt mit einfachen, aber dennoch herausfordernden Rätseln.

Doch von vorne: Zu Beginn des Spiels erwacht man auf einer unbekannten Insel. Dem namenlosen Protagonisten bleibt nichts weiter übrig, als das in bunten Farben erstrahlende Eiland zu erforschen. Schnell wird klar, dass frische Erkenntnisse hier nur durch das Meistern der über 650 Rätseltafeln zu erlangen sind. Die Aufgaben folgen alle dem gleichen Muster und erinnern in den ersten Minuten noch an einfache Kinder-Puzzles: Die Prüfungen bestehen darin, eine durchgehende Linie von einem Startpunkt bis zum Ziel zu ziehen.

Anfangs ist das noch simpel, doch spätestens nach der ersten Spielstunde bringt „The Witness“ auch Puzzle-Profis an ihre Grenzen. Die Lernkurve ist steil und steigert sich im Verlauf der zehn Abschnitte deutlich. Irgendwann geht es beispielsweise darum, Muster und Symbole zu erkennen, Farben zuzuordnen oder andere Elemente richtig einzusetzen. Das Schöne an „The Witness“ ist aber das Gefühl der Belohnung. Schließlich geht einher mit dem Lösen der Labyrinth-Puzzles auch das Erleben und Verstehen der wunderbar ästhetischen und herrlich designten Spielwelt.

Tetris Effect
Erscheinungsjahr: 2018
Plattform: PC, PlayStation 4, PlayStation VR, Xbox One, Xbox Series X/S, Nintendo Switch und Steam Deck
Entwickler: Resonair
Publisher: Enhance

Das Spielprinzip hinter „Tetris“ kennen die meisten wohl noch aus der legendären Game-Boy-Umsetzung: Auf einem 2D-Spielfeld herunterfallende Steine müssen lückenlos horizontal sortiert werden. Gelingt das nicht und stößt der Klötzchenhaufen oben an die Begrenzung, ist das Spiel beendet. Und auch wenn beim Original von Alexei Paschitnow aus dem Jahr 1984 Musik noch keine Rolle spielte, so ist genau sie die wohl wichtigste Innovation in der Neuinterpretation „Tetris Effect“.

Als kreativer Kopf hinter dieser Hommage fungierte der japanische Spieledesigner Tetsuya Mizuguchi, der sich unter anderem mit Titeln wie „REZ“, „Lumines“ oder „Space Channel 5“ einen Namen gemacht hat. Allesamt Spiele, in denen Musik und Rhythmus eine entscheidende Rolle übernahmen. „Tetris Effect“ schlägt in genau diese Kerbe. Denn auch wenn das grundsätzliche Spielprinzip des Originals erhalten bleibt, so verpasst Mizuguchi dem Puzzler seinen ganz typischen Twist.

Durch das Verbauen der Reihen entfacht der Spieler Stück für Stück die einzelnen Musik-Tracks. Nicht nur das: Um das Spielfeld im Zentrum herum erscheinen aus Partikel- und Lichteffekten eigene Bilder und Welten. So entsteht ein eigenwilliger, aber enorm entspannender Flow, auf dem man geschwind davonfliegen möchte. Besonders intensiv wirken die Bilder in der von der Außenwelt abgeschotteten Version für die PlayStation VR.

Picross S7
Erscheinungsjahr: 2021
Plattform: Nintendo Switch
Entwickler: Jupiter
Publisher: Jupiter

Die „Picross“-Serie existiert bereits seit 2007. Damals erschien „Picross DS“ für den Nintendo 3DS. Der aktuelle Ableger „Picross S7“ behielt das bekannte Spielprinzip bei und brachte es im vergangenen Jahr auf die Nintendo Switch.

Auf den ersten Blick erinnert „Picross“ mit seinen Kästchen-Spielfeldern und den Zahlen an eine Mischung aus „Minesweeper“ und „Sudoku“. Grundlage für die japanischen Denkübungen aber sind sogenannte Nonogramme. Die Regeln dahinter: Die vorgestellten Zahlen geben an, wie viele zusammenhängende Kästchen in den jeweiligen Zeilen und Spalten farbig ausgefüllt sind. Die Aufgabe besteht nun darin, die richtigen Felder auszuwählen, um so Bilder, Konstruktionen oder Muster freizulegen. Steht man doch einmal auf dem Schlauch, bietet das Spiel auch Hilfefunktionen, die einen Teil des Spielfeldes freischalten. Auch hier gilt: „Picross S7“ ist schnell erlernt, aber dennoch fordernd! Immer größere Felder mit mehr Zahlen und Vorgaben locken auch Profis an den Touchscreen. Somit bleibt die „Picross“-Reihe auch auf der Switch ein herrlich entschleunigender Zeitfresser, mit dem man bequem Zugfahrten und Flüge hinter sich bringen kann.

Celeste
Erscheinungsjahr: 2018
Plattform: PC, PlayStation 4, Xbox One, Nintendo Switch
Entwickler: Maddy Thorson und Noel Berry
Publisher: Extremely OK Games

Auf den ersten Blick wirkt „Celeste“ nicht wie ein klassisches Denkspiel, denn es handelt sich dabei um einen 2D-Plattformer im Pixel-Look. Der Puzzle-Einschlag kommt hier durch das Gameplay ins Spiel, das die kanadischen Entwickler Maddy Thorson und Noel Berry nach dem Prinzip „Easy to learn, but hard to master“ konzipiert haben.

Anders als bei vielen weiteren Titeln spielen hier auch die Charaktere und ihre Geschichte eine dominante Rolle. Im Mittelpunkt steht Heldin Madeline, die ihre Reise auf den Berg Celeste antritt. Doch während dieser Weg recht beschaulich beginnt, entpuppen sich spätere Abschnitte der insgesamt acht Kapitel als umfangreiche Umgebungsrätsel, bei denen jeder Fehler gnadenlos bestraft wird. Die Steuerung erweist sich dabei mit wenigen Befehlen als sehr intuitiv, doch vor allem Madelines begrenzte Ausdauer beim Klettern und die Limitierung des Dash-Sprungs bringen ein taktisches Element ins Spiel. Im Klartext heißt das: Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln und Regeln gilt es, Madeline irgendwie durch die stetig schwieriger werdenden Levels bringen. „Celeste“ erfordert daher neben Geschick auch ein gerüttelt Maß an Gehirnschmalz, um auf die Lösungen zu kommen.

Portal
Erscheinungsjahr: 2007
Plattform: PC, PlayStation 3, Xbox 360, Nintendo Switch
Entwickler: Valve,
Publisher: Valve

Auch wenn es angesichts der Größe des dahinterstehenden Studios ein wenig unfair ist: Die „Portal“-Teile von „Half-Life“-Erfinder und Steam-Betreiber Valve gehören einfach in jede Liste über Denk- und Knobel-Games. Schließlich gehen hier eine clevere Spielidee, die technische Umsetzung und das Szenario Hand in Hand. Das Resultat ist eine prägende Spielerfahrung, die wie wenige Spiele Humor mit komplexem Gamedesign kombiniert.

Seinen Ursprung fand das Spiel jedoch gar nicht bei Valve. Vielmehr waren es Teammitglieder des DigiPen Institute of Technology, die an einem Spiel namens „Narbacular Drop“ arbeiteten. Valve-Boss Gabe Newell gefiel die Idee so gut, dass er die Gruppe und das Spiel kurzerhand einkaufte. Mit Hilfe der durch Valve zur Verfügung stehenden Mittel entstand ein 3D-Puzzle-Spiel, das spielerisch und erzählerisch neue Maßstäbe setzte.

Die Rätsel basieren hier auf den sogenannten „Aperture Science Handheld Portal Devices“ – oder kurz: den Portal-Kanonen. Mit ihnen schießt man Teleporter-Ein- und Ausgänge in Wände und muss so auch unter Zuhilfenahme von Elementen wie Gravitation knifflige Umgebungsrätsel lösen. Die heimliche Heldin des Spiels ist allerdings die Künstliche Intelligenz GLaDOS, die den Spieler mit zynischen Kommentaren durch Räume und Aufgaben lotst. Der hier eingebrachte Humor spielt in „Portal“ eine ganz besondere Rolle und sorgt auch abseits des ausgezeichneten Puzzle-Gameplays für einen hohen Wiedererkennungswert. (ob/bpf)

IGM 10/22
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