Warum sich Disney & Co. irren, wenn sie stärker auf eigene On-Demand-Angebote setzen

Neue Streaming-Portale schießen wie Unkraut aus dem Boden und immer mehr ursprünglich freie Inhalte werden an kostenpflichtige Ökosysteme gebunden. Aber wie lange kann das gut gehen? Wann ist der Markt übersättigt? IGM über ein Geschäftsmodell, das sich allmählich selbst frisst.
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Ein Fernsehabend 2016 in Deutschland: Der Großteil des TV-Publikums fläzt auf der Couch, während die ARD das „Tatort“-Jubiläums-Remake „Taxi nach Leipzig“ ausstrahlt. Oder Florian David Fitz unseren einheimischen Erfolgs-Autor Erich Kästner mimt und Franka Potente in der Rolle der Kriminalautorin Solveig Karlsdottier durch den mehrteiligen „Island-Krimi“ stolpert. Inzwischen strahlt Arte den Made-in-Germany-Thriller „Die vierte Gewalt“ mit Benno Fürmann aus und macht SAT.1 mit Sonja Gerhardt in „Jack the Ripper“ ein bisschen auf Hollywood – aber natürlich aus dem Blickwinkel einer deutschen Protagonistin … damit der „Alles einheimisch“-Dreh klappt und die Filmförderung weiter Geld schickt.

So viel zum klassischen deutschen Fernseh- und Film-Produktions-Betrieb, der 2016 noch immer verzweifelt das Loch zu füllen versucht, das der Abgang des passiv-aggressiven „TV total“-Trolls Stefan Raab hinterlassen hat. Doch abseits vom ersten bis zum wasweißichwievielten deutschen Fernsehen und Bluray- oder DVD-Drehscheiben floriert eine ganz andere Guck-Kultur – die des Streamings. Auch wenn Sender-Chefs und TV-Traditionalisten dessen Bedeutung noch immer gerne klein reden. Kein Wunder: Immerhin waren es Fernseh- und Medien-Imperatoren wie Kohl-Kumpel Leo Kirch, die einst die Politik dazu überredet haben, zukunftsträchtige Internet-Technologien wie den Glasfaser-Ausbau zugunsten des klassischen Fernsehens sträflich zu vernachlässigen. Eine Entscheidung, die „Tatort“ & Co. zwar eine Gnadenfrist beschert hat, den Streaming-Trend aber trotzdem nicht verhindern konnte. Der Internet-Guck ist weiter auf dem Vormarsch, weil sich mit ihm für vergleichsweise kleines Geld das Fernsehprogramm selber machen lässt. Ohne störende Werbepausen oder die Notwendigkeit, sich zu einer bestimmten Zeit auf Sofa, Sessel oder Sitzsack einfinden zu müssen. Ganz gleich, ob man sich die Watchlist auf dem Desktop-PC, dem Macbook, dem Tablet in der Badewanne, unterwegs per Smartphone oder eben dem luxuriösen Großbildschirm arrangiert.

Die Angebote verschmälern sich
Begibt man sich 2016 in den Streaming-Strudel, landet man vermutlich bei Netflix. Und der ersten Staffel von „Stranger Things“, wo eine Bande Kleinstadt-Kids durch einen detailgenau rekonstruierten, poppigen 80er-Jahre-Kosmos radelt, rennt und rätselt. Um „Dungeon & Dragons“ zu spielen, andere Dimensionen zu erkunden oder der paranormal begabten „Elf“ dabei zu helfen, aus einer knastigen Forschungseinrichtung zu entkommen. Alles im Geiste alter Steven-Spielberg-Filme, garniert mit einem Schuss „Nigthmare on Elmstreet“-Horror und John-Carpenter-inspirierten Synthie-Klängen. Oder man wechselt – ebenfalls auf Netflix – zu einem riesigen, manchmal vielleicht zu unübersichtlich wuchernden Wust aus weiteren Eigen- und vor allem auch Fremd-Produktionen. Denn weil Netflix zu dieser Zeit in vielen Ländern das einzige ernstzunehmende Streaming-Portal ist, finden sich Formate von fast allen großen Film- und Serien-Anbietern unter seinem Dach. Ein ähnlich großes Angebot hat allein amazons „Prime Video“-Service zu bieten – aber hier wird der Zuschauer für viele Inhalte zusätzlich zur Abo-Gebühr extra zur Kasse gebeten.

Ebenfalls mit von der Netflilx-Partie: Jede Menge Marvel-Filme sowie -Serien, einige von Netflix selber produziert. Darunter für das Streaming-Portal wichtige Erfolgsformate wie „Daredevil“, „Jessica Jones“ und „The Punisher“, die dem ursprünglich als Online-Videothek gegründeten Unternehmen im Jahr 2016 stolze 93,8 Mio. Abonnenten bescheren. Hierzulande bringt es Netflix bis 2019 auf 24 Mio. Kunden. Das sind zwar noch immer weniger Zuschauer, als sich über die Öffentlich-Rechtlichen das Finale der Fußball-WM ansehen (2014 mit 34,65 Mio. Menschen auf Rekordhoch), aber ein wichtiger Anteil am Gesamtgeschäft des kalifornischen Konzerns. Das absolute Erfolgshoch hat man aber 2020 zu Beginn der Corona-Pandemie: Zu diesem Zeitpunkt ist Netflix mit über 220 Mio. Kunden und einem Börsenwert von knapp 195 Milliarden US-Dollar mehr wert als Disney. Dicht hinter Netflix als weltweit größtes Streaming-Portal kommt übrigens amazons „Prime“-Angebot. Von dessen rund 200 Mio. Abonnenten nutzen allerdings nur etwa 175 Mio. den Filmdienst – der Rest bezahlt allein deshalb für den Service, weil er in den Genuss der damit einhergehenden Lieferzeiten-Verkürzung bei amazon kommen will.

Kaum verwunderlich, dass das Streaming-Modell schnell Begehrlichkeiten weckt – nicht zuletzt bei der Micky Maus, die deshalb im November 2019 prompt mit ihrem eigenen Dienst „Disney+“ ans Netz geht. Und sich in nicht mal drei Jahren mit um die 120 Mio. Abonnenten auf Platz 3 der großen Streamer vorkämpft. Einem riesigen Portfolio an Filmklassikern, Marvel, „Star Wars“ und dem Zukauf von Fox (mit „Planet der Affen“, „Alien“ sowie „Die Simpsons“) sei Dank. Für Netflix ist diese Entwicklung nicht ganz so glücklich: Gern gesehene Marken wie die verschiedenen Marvel-Filme, aber auch begehrte Serien wie „Family Guy“ verschwinden nach und nach aus dem Angebot der Plattform, um anschließend bei Disney+ wieder aufzutauchen. Im Februar 2022 dann die nächste Überraschung: Auch die sechs von Netflix selber teuer produzierten Marvel-Serien (also „Daredevil“ & Co.) tauchen nicht mehr im Programm des Streamers auf – inzwischen sind auch sie bei Disney gelandet.

Für Netflix ist diese Entwicklung nicht ganz so glücklich

Retro? Gerne, aber bitte gekonnt
Die Ironie daran: Die stärksten dieser ehemaligen Netflix-Marken sind deutlich besser als jede Marvel-Serie, die Disney seit dem Start seines eigenen Streaming-Dienstes selber gefilmt hat. Für Eigenproduktionen wie „WandaVision“, „Falcon and the Winter Soldier“ oder „Hawkeye“ protzt Disney zwar (zumindest manchmal) mit tollen Effekten und zerrt außerdem die Original-Darsteller seines marvelligen Kino-Universums („MCU“) vor die Kamera, aber mit dem Format Serie scheint man noch zu fremdeln. Und das, obwohl man auf Jahrzehnte-lange Erfahrung mit TV-Shows zurückblickt. Aber nicht mal halbstündige Funny-Episoden und Trickfilm-Shorties für Kids oder Teenager sind eben doch etwas anderes als die Sorte Serien-Hochkaräter, mit denen Netflix seit Jahren sein Publikum unterhält – über 20, 30, 40 oder mehr Folgen, die nicht selten über eine Stunde dauern, manchmal sogar zwei. Mit anspruchsvoll geschriebenen Dialogen, ausführlicher Charakter-Entwicklung und Stoffen zum Mitfiebern. Mit facettenreichen, exklusiv für das Portal produzierten Inhalten, die fast jedes denkbare Genre abdecken: vom grassierenden Retro-Fieber („Stranger Things“) über skurrile Superhelden-Formate („The Umbrella Academy“), Fantasy („The Witcher“, „Shadow and Bone“), Animation („Love, Death & Robots“, „Castlevania“, „Arcane“, „The Cuphead Show“), Horror („Spuk in Hill House“), Jugend-Mystery („Locke & Key“) und Science Fiction („Lost in Space“) bis hin zu ehrgeizigen regionalen und oftmals experimentellen Produktionen. Wie „Dark“ in Deutschland, „Ragnarök“ aus Norwegen, „Squid Game“ (Südkorea) oder „Alice in Borderland“ (Japan).

Um diesen, über immerhin 15 Jahren gewachsenen Strukturen Paroli zu bieten, setzt man bei der Medien-Maus vor allem auf etablierte Marken: Seit „Mandalorian“ flutet der Konzern sein Streaming-Portal geradezu mit „Krieg der Sterne“-Stoff, ohne dabei allerdings den Achtungserfolg von „Mando“ und „Baby Yoda“ wiederholen zu können. „Boba Fett“ und „Obi-Wan“ haben beide durchwachsene Kritiken und teils katastrophales Fan-Feedback bekommen – obwohl man extra für die Serie um den alternden Jedi-Ritter prominente Darsteller wie Ewan McGregor und Fan-Lieblinge wie Asthma-Hassbündel Darth Vader ins Rennen geschickt hat.

Während Netflix den Retro-Nerv seiner Zuschauer mit frischen Inhalten stimulieren will, die alte Motive aus innovative Weise mixen, ist Disney Eigentümer einiger dieser alten Original-Motive – versagt aber leider immer wieder dabei, sie richtig einzusetzen. Anstatt aus ihnen etwas wirklich Neues zu machen, beschränkt man sich auf reinen Fan-Service – und der wird allmählich so stumpfsinnig, dass es selbst eingeschworensten Liebhabern auffällt. Zum Beispiel, weil man die Helden und Legenden ihrer Jugend mit diesen Formaten eher entweiht, als dass man sie ehrt. Wer mit Motiven aus das „Das Imperium schlägt zurück“ jonglieren will, der sollte dabei entweder satirisch vorgehen – oder aber er meint es ernst und ist in jeder Disziplin mindestens genauso gut wie die Macher des Originals. Außerdem sollte er die Vorlage in all ihren Facetten verstanden haben und ihre Auswirkungen auf die Popkultur genauestens studiert. Sonst wird’s peinlich.

Sonst wird’s peinlich

Stagecraft
Ein weiteres Problem: Der sonst für seine wertigen Inszenierungen bekannte Disney-Konzern fängt an, in ausgerechnet der Disziplin zu schwächeln, in der man früher Maßstäbe gesetzt hat – bei den Spezialeffekten. Und das, obwohl man mit Industrial Light & Magic die bekannteste Effekt-Schmiede der Welt im Firmen-Imperium hat. Die Gründe dafür: Sparmaßnahmen und die während der Dreharbeiten zu „The Mandalorian“ etablierte „StageCraft“-Technik. Erstere sind mittlerweile so drastisch geworden, dass kaum noch externe SFX-Studios mit Disney zusammenarbeiten wollen, weil sie und ihre bislang nicht gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter durch Mickys Billig-Honorare buchstäblich zugrunde gerichtet werden. Denn seit des Stapellaufs von Disney+ ist der Hunger nach Effekten so groß, dass es in der Branche kaum noch genug freie Rechner-Kapazitäten gibt, um ihn zu stillen.

„StageCraft“ wiederum wurde von „Star Wars“- und Marvel-Fans anfangs sogar frenetisch bejubelt – inzwischen ist die Ernüchterung allerdings groß. Zur Erklärung: Anstatt wie früher vor einem Blue- oder Green-Screen zu chargieren, marschieren die Darsteller jetzt vor einer von ILM entwickelten, rund um das Set gewölbten Display-Wand herum. Hierauf projizieren die Effekt-Fachleute dann ein in Echtzeit und mithilfe von „Unreal Engine 5“-Technik berechnetes 3D-Set. Dessen Blickwinkel passen sich automatisch den Bewegungen der Kameras an, um einen Tiefeneffekt vorzugaukeln, während möglichst geschickt positionierte Vordergrundkulissen den Übergang vom Boden des Sets zur Leinwand kaschieren sollen. Nochmal zum genauen Verständnis: Hintergründe wie die Wüste aus „Book of Boba Fett“, die verbrannten Wälder aus „Mandalorian“ oder die außerirdischen Paläste aus „Thor: Love and Thunder“ werden nicht – wie bisher üblich – nachträglich ins Filmmaterial hinein gearbeitet, sondern per Kamera von einer Leinwand abgefilmt, auf der man während des Drehs quasi ein Echtzeit-Videospiel ablaufen lässt. Fast wie in uralten Filmproduktionen oder beim Theater, wo die Schauspieler vor bemalten Leinwänden herum stolzierten. Daher auch der Name des Verfahrens: „Stage“ (Bühne) und „Craft“ (Kunst oder Handwerk).

Die Vorteile der neuen Technik: Eine verlässliche Produktion unter sicheren Bedingungen und Darsteller, die den Hintergrund der fiktiven Szenerie bereits während der Dreharbeiten zu sehen bekommen – anders als bei Green- bzw. Bluescreen. Nachteile: Schlechter aufgelöste und detailärmere, weil in Echtzeit berechnete 3D-Grafiken. Ebenso wie Probleme in Licht- und Farbabstimmung, die beim fertigen Filmmaterial in deutlich sichtbarer Artefaktbildung resultieren können. Ebenfalls unpraktisch: Aktuell ist die Größe der StageCraft-Sets noch stark eingeschränkt – darum wirken viele Szenen in neuen Serien- und Film-Produktionen des Konzerns eher klaustrophobisch eng als breit und episch. Denn neuerdings setzt man die Technik geradezu inflationär ein – anstatt in echten Wäldern, an realen Küsten oder inmitten von liebevoll gezimmerten Kulissen zu drehen. Nicht nur in Serien, sondern auch in Filmen – und steckt dafür jede Menge Fan-Prügel ein, die sich erstmals auch an den Kino-Kassen bemerkbar zu machen scheint: Nach einem erfolgreichen Eröffnungswochenende ist der neue „Thor“ rasant abgestürzt – mutmaßlich aufgrund dürftiger Kritiken, mittelprächtiger Effekte und massiver Enttäuschung über den inkonsistenten Vorgänger „Dr. Strange in the Multiverse of Madness“. Außerdem dürften viele Fans längst begriffen haben, dass sie den – vielleicht gar nicht so tollen – neuen Marvel-Streifen nur einige Wochen später schon auf Disney+ zu sehen bekommen. Stressfrei und ohne Extra-Kosten.

Sieht fast so aus, als hätte sich das Mäuse-Reich Produktions- und Vermarktungs-seitig so sehr auf seine Streaming-Plattform eingeschossen, dass es das wertvolle Kino-Geschäft – bisher eine sichere Bank, die viele Marken des Konzerns groß gemacht hat – darüber zusehends aus den Augen verliert. Dabei hatte man doch gerade erst selbst bewiesen, dass der Kino-Gang trotz Corona noch immer sehr einträglich ausfallen kann: „Spider-Man: No Way Home“ bot hochwertiges und cleveres Entertainment – eine Mischung, die an den Kinokassen mit 1,9 Milliarden US-Dollar belohnt wurde, Marvels drittbestem Einspielergebnis überhaupt. Nur noch besser funktionierten die beiden letzten „Avengers“-Filme. Zum Vergleich: 1,9 Milliarden – das dürfte ungefähr der Umsatz sein, den der Konzern in knapp zwei Monaten mit seinem Streaming-Portal erzielt. Kann man also wirklich riskieren, langfristig auf dieses Geld zu verzichten?

Kann man wirklich riskieren, langfristig auf die Kinoeinnahmen zu verzichten?
 

Ein Ersatz für klassische Kanäle?
Denn ob das Streaming-Modell auf Dauer funktioniert, ist nach wie vor fraglich: amazon kann es sich leisten, für eine „Ringe der Macht“-Staffel fast eine halbe Milliarde Dollar auszugeben, denn Prime-Video ist vor allem ein Lockstoff für das Hauptgeschäft des Unternehmens – den Online-Versandhandel. Obwohl dieser Lockstoff gerade sehr viel teurer geworden ist: 89 anstelle von 69 Euro jährlich sind eine ziemlich heftige Preissteigerung. Auch Apple kann den eher verhaltenen Erfolg seines Streaming-Dienstes „Apple TV+“ bisher ziemlich gut wegstecken: Noch immer krebst der Service bei geschätzten 30 Mio. Usern herum – trotz bekannter Namen wie Steven Spielberg oder M. Night Shyamalan. Und sündhaft teurer Produktionen wie der Alternate-History-Serie „For all Mankind“ oder David Attenboroughs Dino-Doku „Ein Planet vor unserer Zeit“. Die meisten „Apple TV+“-Zuschauer dürften treue Kunden von Apples Geräte-Kosmos und dem daran gebundenen Ökosystem sein. Und vermutlich geht’s auch genau darum: Apples Premium-Reputation unterstreichen und den eigenen Fans konkurrenzlos hochwertige Erfahrungen bieten. Dazu passt auch das Programm des hauseigenen On-Demand-Dienstes, für das man bereits im ersten Jahr an die zwei Milliarden Dollar ausgegeben haben will: Die zahlreichen Exklusiv-Formate des Portals fühlen sich anspruchsvoll bis avantgardistisch an und sind nicht selten von künstlerischem Ehrgeiz beseelt. Ein Konzept, das bereits bei den vielen Netflix-Kunden gut ankam und von Apple mit noch mehr Geld auf die Spitze getrieben wird: Das wertvollste Technologie-Unternehmen der Welt kann ohne größere Schwierigkeiten einen Dienst unterhalten, der zwar selber rote Zahlen schreibt, dessen Unkosten sich aber wohlwollend auf die mit ihm einhergehende, gesteigerte Qualität des gesamten Apple-Systems umlegen lässt.

Ganz so einfach ist das für Disney, Warner, Paramount und all die anderen aus dem klassischen Kino- sowie TV-Segment stammenden Labels nicht, die derzeit immer stärker auf den Streaming-Markt drängen: Je mehr On-Demand-Dienste um die Kundengunst buhlen, desto hochwertiger und damit auch teurer muss das Exklusiv-Angebot der jeweiligen Portale ausfallen. Und damit ist noch längst nicht die knifflige Frage beantwortet, wie man das eigene, teure Portal strategisch mit den Vertriebs-Kanälen abgleicht, über die man seine Inhalte sonst vermarktet. Denn Kino-Ketten und Fernseh-Anstalten werden sich den Ellenbogen-Kurs der Content-Anbieter nicht ewig gefallen lassen. Und schlimmstenfalls lässt man auf diese Weise das Ökosystem austrocknen und zugrunde gehen, von dem man früher gut gelebt hat – ohne dafür einen funktionierend Ersatz zu haben.

Wenn selbst Streaming-Primus Netflix darüber nachdenkt, eine günstigere Variante seines Angebots zu erstellen, deren Kosten man durch Werbe-Einspieler kompensieren will, dann ist das eine deutliche Botschaft: Die Zeiten des rasanten Wachstums sind womöglich vorbei – und die zahlungskräftigen bzw. -willigen Kunden abgegrast. Für all jene, die darüber nachdenken, ihr klassisches Geschäftsmodell zugunsten des Streaming-Trends veröden zu lassen, sollte das ein deutliches Warnsignal sein. (rb)

IGM 10/22
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