Was kann der THEA500 Mini? Commodores Erfolgsstory kehrt zurück

Neuauflagen von Retro-Hardware liegen seit Jahren im Trend. Im ersten Quartal 2022 soll nun auch Commodores Heimcomputer-Hit in miniaturisierter Form zurückkehren. IGM wagt einen ersten Blick auf die kompakte, hierzulande von Koch Media vertriebene Neuinterpretation des legendären Amiga 500.
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Mit mehr als einer Million verkauften Einheiten allein in Deutschland gilt der 1987 veröffentlichte Amiga 500 noch heute als einer der beliebtesten Heimcomputer seiner Zeit. Anfang 2022 legt das im britischen Luton ansässige Unternehmen Retro Games Ltd. Commodores Dauerbrenner nun im Paket mit 25 vorinstallierten Spieleklassikern, einer Zwei-Tasten-Maus sowie einem Acht-Tasten-Präzisions-Gamepad neu auf und setzt dabei – wie schon beim THEC64 Mini – auf einen stark geschrumpften Formfaktor. Noch stehen die finalen Maße nicht fest, erste Fotos des Prototypen deuten jedoch darauf hin, dass die Hardware kaum breiter sein wird als eineinhalb Kugelschreiber. Eben weil der THEA500 Mini so winzig ist – aber auch aus Kostengründen –, entschieden sich die Briten dazu, das Produkt ohne funktionsfähige Tastatur auszuliefern. Die Tasten auf der Oberseite sind also lediglich eine Attrappe. Letztendlich ist das aber weit weniger problematisch als angenommen, denn zum einen blendet das Gerät auf Wunsch eine virtuelle Bildschirmtastatur ein und zum anderen kann eine externe Tastatur über einen der drei rückseitig verbauten USB-A-Ports angeschlossen werden.

Zwei Eingabegeräte liegen bei
Stichwort USB-Anschlüsse: Hier finden auch die eingangs erwähnte Maus sowie der ebenfalls mitgelieferte Controller ihren Platz. Während erstgenannte Design und Formfaktor der Original-Amiga-500-Maus beibehält und zudem mit einem 1,8 Meter langen Kabel ausgestattet ist, handelt es sich beim Controller um ein vom Amiga CD32 inspiriertes Gamepad – ebenfalls mit 1,8 Meter langem Kabel. Nimmt man den neuen Controller genauer in Augenschein, fallen Kennern des CD32-Gamepads schnell verschiedene Änderungen auf. So wurde unter anderem die Play/Pause-Taste des Originals gegen eine Home- und eine Menü-Taste getauscht. Das ehemals labbrige Digital-Steuerkreuz weicht einem DualShock-inspirierten D-Pad, die Controller-Farbe ist nun beige statt schwarz, und sämtliche Tasten wurden umbenannt. Statt mit Pfeilen fürs Vor- und Zurückspulen sind die Schultertasten nun einfach mit L und R beschriftet. Die Aktionstasten hingegen behalten ihre Originalfarben, sind nun aber mit A (rot), B (blau), X (grün) und Y (gelb) gekennzeichnet. Hinzu kommt: Über ein leicht zu bedienendes Interface lassen sich Gamepad-Buttons beliebigen Keyboard- oder Maus-Tasten zuordnen. Mangels Vorabgerät können wir zwar noch nicht sagen, wie sich der Controller in der Praxis anfühlt, in Anbetracht des sehr solide verarbeiteten THEC64 Micro Switch Joysticks von Retro Games Ltd. ist jedoch durchaus Optimismus angebracht.

Bei jedem Spiel kann an jeder Stelle gespeichert werden

 

Spiele von "extern" ausdrücklich erlaubt
Optimistisch stimmt darüber hinaus das Software-Konzept des THEA500 Mini. Denn neben 25 bereits vorinstallieren Spieleklassikern, von denen die ersten zwölf bereits bekanntgegeben wurden, können Nutzer dank WHDLoad-Unterstützung auch eigene Titel abspielen. Hierfür ist lediglich ein USB-Stick nötig, auf dem die Spiele dann im entsprechenden Format vorliegen müssen. Wissenswert in diesem Zusammenhang: Die Hardware des THEA500 Mini soll neben dem "Original Chip Set" (OCS), das im Amiga 500 zum Einsatz kam, auch das "Enhanced Chip Set" (ECS) des Amiga 600 sowie den "Advanced Graphics Architecture"-Chipsatz (AGA) des Amiga 1200 perfekt emulieren. Sollte das vollmundige Versprechen des Herstellers tatsächlich zutreffen, dann wären Amiga-Fans bestens versorgt. Auch weil die Bildausgabe via mitgeliefertem HDMI-Kabel (1,8 Meter) in 720p (1280x720 Pixel) und wahlweise mit 50 oder 60 Hertz erfolgt. Wer mag, darf außerdem im Optionsmenü eine Bildglättung zuschalten und einen CRT-Filter aktivieren, um den Look alter Röhrenbildschirme zu simulieren. Dazu kommen drei Skalierungsmodi, die das Bild entweder in einer fixen Größe darstellen, moderat heranzoomen oder so anpassen, dass möglichst viel Bildfläche genutzt wird (Screen fit).

Aufgeräumtes Karussell-Interface
Einmal eingeschaltet, erwartet Nutzer eine ganz ähnliche Oberfläche wie beim THEC64 Mini. Die vorinstallierten Spiele erscheinen in einer Karussell-Ansicht samt Verpackungs-Cover, kurzer Inhaltsbeschreibung, einem Screenshot, Angaben zur Spielerzahl, den unterstützten Eingabegeräten, der Zahl der bereits belegten Schnellspeicher-Slots (vier pro Spiel) sowie einer vom Nutzer vergebenen Sternebewertung, um favorisierte Titel schneller finden zu können. Drückt man in dieser Ansicht auf dem Steuerkreuz nach unten, öffnet sich das Save-State-Menü. Zur Erinnerung: Da der THEA500 Mini sämtliche Spiele emuliert, kann bei jedem Spiel an jeder Stelle gespeichert werden. Besonders  knackige Retro-Titel verlieren dank dieser Funktion schnell ihren Schrecken, was ihre Zugänglichkeit natürlich immens erhöht. Genial: Das Save-State-Feature greift auch bei vom USB-Stick geladenen Spielen. Außerdem wird ein Update der Firmware via USB-Stick möglich sein. Es ist also durchaus denkbar, dass die Macher dem Gerät auch im Nachhinein noch weitere Funktionen spendieren.
 
Ersteinschätzung: Das wird was!
Obwohl wir noch nicht selbst Hand anlegen durften, hinterlässt der THEA500 Mini schon jetzt einen sehr positiven Gesamteindruck. Der kompakte Formfaktor begeistert, die Anschlussoptionen (3x USB, 1x HDMI) gefallen, das CD32-inspirierte Gamepad wirkt durchdacht und der Preis von 129,99 Euro bewegt sich in einem vertretbaren Rahmen. Highlight bleibt jedoch die WHDLoad-Unterstützung via USB-Stick, die die Attraktivität des Geräts – abseits der vorinstallierten Spiele – massiv erhöht. Schade nur, dass Retro Games Ltd. keinen Netzstecker für das mitgelieferte USB-A-auf-USB-C-Stromkabel beilegt und bisher lediglich ein Dutzend der insgesamt 25 vorinstallierten Spiele angekündigt wurden. Sollte das noch offene Line-up allerdings auch Amiga-Kracher wie "Ambermoon", "Cannon Fodder", "Die Siedler" "Lemmings", "Lionheart", "Shadow of the Beast", "Syndicate" und "Turrican 2: Final Fight" beinhalten, wäre dem THEA500 Mini Kultstatus bei Sammlern fast schon sicher. (soe/bpf)

IGM 13/21
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